Süddeutsche Zeitung

Lichtenfels:Nach Tötung einer Floristin: Tatverdächtiger festgenommen

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Nachdem Passanten eine 50-Jährige in einem Blumenladen leblos aufgefunden hatten, schossen in Oberfranken rassistisch unterlegte Gerüchte ins Kraut. Nun betonen Ermittler: Der tatverdächtige 17-Jährige sei "kein Zuwanderer".

Von Olaf Przybilla

Nach der Tötung einer 50 Jahre alten Floristin in der oberfränkischen Kreisstadt Lichtenfels hat die Polizei einen dringend Tatverdächtigen festgenommen, wie das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Coburg mitteilen. Die Frau war am Abend des 10. März 2023 leblos in einem Blumengeschäft in der Innenstadt von Passanten aufgefunden worden. Beim Tatverdächtigen handelt es sich um einen 17-Jährigen. Nach Antrag der Staatsanwaltschaft erging am Samstag ein Untersuchungshaftbefehl gegen den Mann.

In dem Fall ermittelten 40 Beamte der Sonderkommission "Blume". Sie werte derzeit noch gesicherte Spuren aus, betonen die Ermittler. Auch die Bereitschaftspolizei, Polizeihundeführer und ein Hubschrauber hatten nach Spuren und Beweismitteln im Lichtenfelser Stadtgebiet gesucht. Die Anteilnahme war groß in der Bevölkerung, Gerüchte schossen ins Kraut. Darunter in sozialen Medien auch zahlreiche Verdächtigungen mit eindeutig rassistischem Hintergrund - offenbar aufgrund der Suche nach einem potenziellen Zeugen. Die Ermittler sahen sich zwischenzeitlich zur Forderung gezwungen, besonders in sozialen Medien keine Gerüchte zu verbreiten.

Offenkundig aufgrund dieser Vorgeschichte betonen die Ermittler nun, dass es sich bei dem 17-Jährigen um einen Mann aus Lichtenfels mit deutscher Staatsangehörigkeit handele - und entgegen anderslautender Gerüchte "um keinen Zuwanderer". Er sei am Freitagmittag im Lichtenfelser Stadtgebiet - in der Nähe einer Schule - vorläufig festgenommen worden. Nachdem sich der Verdacht gegen den 17-Jährigen erhärtet habe, sei er am Samstag einem Ermittlungsrichter vorgeführt worden. Dieser habe Haftbefehl erlassen. Seither befindet sich der Jugendliche in einer Justizvollzugsanstalt.

Einzelheiten zum Stand der Ermittlungen oder zum Tatverdächtigen wollen die Ermittler vorläufig nicht nennen. Sie verweisen auf "das jugendliche Alter des Beschuldigten". Auch wolle man die weiteren Ermittlungen nicht gefährden. Nach SZ-Informationen ist der 17-Jährige eine jener Personen, nach denen die Polizei zunächst als Zeugen gesucht hatte. Eine davon hatte sich am Tatabend "in dem Blumengeschäft aufgehalten" und laut Polizei "einige Zeit auf seine Bedienung warten" müssen. Über mögliche Motive - etwa über möglicherweise fehlendes Geld aus der Ladenkasse - halten sich die Ermittler weiter bedeckt.

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