Lehrer warnen vor Qualitätsverlust:Angst um die Kaderschmiede

Lesezeit: 1 min

Der Lehrerverband schlägt Alarm: Die Qualität der bayerischen Gymnasien sei gefährdet, weil 2010 nur wenige Referendare übernommen werden sollen. Der Kultusminister will derweil Schüler entlasten.

Weniger Lehrer bei immer mehr Arbeit - unter diesen Vorzeichen fürchtet der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) um die Qualität der Ausbildung an Bayerns Gymnasien. Verbandspräsident Klaus Wenzel kritisierte die Ankündigung des Kultusministeriums, im Februar nur etwa 50 Prozent aller Gymnasialreferendare in den Schuldienst zu übernehmen: Sie stoße bei den betroffenen Referendaren und bei vielen älteren Kollegen auf völliges Unverständnis.

Schüler bei der Abiturprüfung: Weil weniger Lehrer eingestellt werden sollen, fürchtet der Verband um die Qualität der Lehre. (Foto: Symbolbild: AP)

Statt weniger würden immer mehr Lehrer gebraucht, betonte Wenzel: Große Schulklassen und die Einführung der neuen Oberstufe würden einen zusätzlichen Bedarf schaffen. Wer aufwendige Reformen einführe, ohne die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung zu stellen, gefährde die Qualität des bayerischen Gymnasiums.

Aus Sicht des BLLV ergebe es überhaupt keinen Sinn, gut ausgebildete Lehrer mit bestandenem Examen aufs Arbeitsamt zu schicken, wo sie gerade jetzt in der Schule dringend gebraucht würden. Wenzel forderte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) daher in einem offenen Brief auf, "allen geeigneten Bewerbern des aktuellen Prüfungsjahrgangs" das Angebot einer Planstelle zu unterbreiten.

Kultusminister will Entlastung für Schüler

Der Bayerische Philologenverband (BPV) hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, 300 der 600 künftigen Gymnasiallehrer liefen Gefahr, nach Abschluss ihrer Ausbildung im Februar keine Anstellung zu erhalten. Hintergrund ist die Entscheidung des bayerischen Kultusministeriums, nicht alle Absolventen, insbesondere mit den Fächern Deutsch oder Englisch, in den staatlichen Schuldienst zu übernehmen.

Der Grund: Angebot und Nachfrage würden bei einigen Fächern auseinander klaffen. So hätten viele der Bewerber mit Fächern wie Mathematik, Physik oder Latein "weiterhin sehr gute Beschäftigungschancen", während Bewerber mit anderen Fächern mit einer Übernahmequote von lediglich fünf Prozent rechnen müssten, hieß es weiter.

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat derweil angekündigt, für die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) in Bayern zusätzliches Geld bereitzustellen, um die Schüler nicht zu überfordern.

Wegen der kürzeren Schulzeit und der stärkeren Belastung werde der Unterricht auf den Kernstoff konzentriert, kündigte der Minister an. Außerdem solle jedem Gymnasium Mittel für bis zu eine zusätzliche Lehrkraft zur Verfügung gestellt werden. Auch sollen die Schüler der elften Jahrgangsstufe bis Februar 2010 die Möglichkeit bekommen, Kurse im Stundenplan ab- oder umzuwählen, um zu großen Belastungen vorzubeugen.

© sueddeutsche.de/ddp-bay/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: