Protestaktion:Warum Ludwig Spaenle stapelweise Postkarten bekommt

Protestaktion: Post für den Minister: Studenten der Uni Augsburg schickten Ludwig Spaenle ihre Ideen per Karte.

Post für den Minister: Studenten der Uni Augsburg schickten Ludwig Spaenle ihre Ideen per Karte.

(Foto: Fachschaft Augsburg)
  • In Bayern sollen künftig nicht mehr alle Lehramtsstudenten zum Referendariat zugelassen werden - so der Plan des Ministeriums.
  • In vielen anderen Bundesländern gibt es diese Regelung bereits.
  • Lehrerverbände, Studenten, Gewerkschaften und die Opposition sind gegen das Gesetz. Die Fachschaft Lehramt an der Uni Augsburg schickte stapelweise Protest-Postkarten ins Ministerium.

Von Anna Günther

Die Unzufriedenheit unter den Lehramtsstudenten im Freistaat ist groß: Schon zum 1. April 2016 soll ein Gesetz in Bayern in Kraft treten, mit dem der Zugang zum Referendariat verzögert wird. Bisher haben alle nach dem ersten Staatsexamen sofort Anrecht auf ein Referendariat. Künftig sollen nur noch die besten und begehrtesten Absolventen sofort zugelassen werden. Die anderen müssen bis zu drei Jahre auf ihre praktische Ausbildung warten.

In 13 Bundesländern gibt es diese Auslese schon. Die Regelung soll besonders den großen Zulauf in den geisteswissenschaftlichen Fächern beim Lehramt Gymnasium und an den Realschulen lenken. Gerade dort fanden angehende Lehrer in den vergangenen Jahren trotz Bestnoten kaum Jobs beim Staat.

Einwände von allen Seiten

67 Akteure durften Einwände, Kritik und Anregungen zur Gesetzesänderung äußern, nun ist die Frist abgelaufen. Die Fronten sind klar: Lehrerverbände, Studenten, Gewerkschaften und Opposition sind gegen das Gesetz, Bildungsforscher halten es ohnehin für wirkungslos. "Wir können das nicht mittragen", sagte Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands.

Gerade jetzt brauche der Freistaat mehr Lehrer, die sich um bayerische und Flüchtlingskinder kümmern. Die Schranke dagegen schrecke ab. Greifen würde sie im Wintersemester 2019, das träfe alle, die 2014 ihr Studium begannen und nichts von den Plänen wussten - aus Sicht der Verbände ein Verstoß gegen den Vertrauensschutz.

Doch die Zeit der großen Studentenproteste ist lange vorbei. Statt unter dem Fenster des Kultusministers Ludwig Spaenle Parolen zu skandieren, übergaben die Studentenvertreter detaillierte Stellungnahmen. Der Widerstand formiert sich im Internet: Zwei Petitionen laufen gegen die Änderung des Lehrerbildungsgesetzes und sollen im neuen Jahr im Landtag eingereicht werden. 11 000 Unterstützer klickten die Petition der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an, die der bayerischen Studentenvertretung kommt auf mehr als 3000. Die Fachschaft Lehramt an der Uni Augsburg schickte lieber stapelweise Postkarten ins Ministerium.

Der Protest ist angekommen

Angekommen seien diese auch, sagte Sprecher Ludwig Unger, allerdings werden erst die offiziellen Stellungnahmen und dann die brauchbaren Anmerkungen der Studenten bearbeitet. Denn einzelne Postkarten seien qualitativ und grammatikalisch für künftige Lehrer eher beschämend.

Die Stellungnahmen werden den Prozess kaum stoppen. Die CSU-Fraktion gilt als treibende Kraft hinter der Gesetzesänderung. Einige Abgeordnete wollen sich nicht ständig im Wahlkreis wegen protestierender, arbeitsloser Lehrer rechtfertigen müssen. Dass der Minister wenig von der Reform hält, gilt in informierten Kreisen als sicher. Spaenle sagte mehrmals, dass das Gesetz nicht bedeuten müsse, dass es sofort angewendet werde.

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