Und plötzlich flog da eine Bierflasche durchs Fenster. Sachschaden: 500 Euro und Sinnbild dessen, dass es auch in Landsberg am Lech schon einmal ruhigere Tage gab. Ein Betrunkener hatte die Flasche in einen Pop-up-Store geworfen und damit – ob nun bewusst oder unbewusst – mitten hinein in eine Debatte, die den Landkreis derzeit entzweit. Denn das zertrümmerte Fenster gehörte zu einem Laden, mit dem der Landkreis Landsberg am Lech beständig für ein Bauvorhaben wirbt, das ihm selbst zugutekäme.
Es geht um ein neues Gebäude für das Landratsamt, das viele Namen trägt. Von den Architekten wird es „Außenstelle“ genannt, vom Landkreis „Dienstleistungszentrum“ und von Dritten „Neu-“ oder „Erweiterungsbau“. Meistens aber heißt es „Lechkiesel“, der geplante Bau soll aus der Luft betrachtet so ausschauen wie ein vom Lech geschliffener Stein.
Etwas weniger als 500 Mitarbeiter sollen in dem Bau Platz finden, vor allem aber sollen mit dem „Lechkiesel“ mehrere bereits bestehende Außenstellen aufgelöst werden, die den Landkreis derzeit jedes Jahr mehr als eine Million Euro Miete kosten. Nur gibt es da einen Haken: 120 Millionen Euro soll das Gebäude kosten, mindestens. So viel Geld also, dass man beinahe ernsthaft überlegen könnte, den Rohbau aus aneinander gepappten Geldscheinen zu errichten statt aus Holz.
120 Millionen, das ist zu teuer, sagt eine Bürgerinitiative, die von SPD und Grünen, der Stadtratsgemeinschaft „Landsberger Mitte“, den Omas for Future und dem Bund Naturschutz unterstützt wird. Landsberg würde zum meist verschuldeten Landkreis des Freistaats, zudem würde „mit der beste Boden in ganz Bayern“ versiegelt, sagt Martin Erdmann (Grüne), einer der Köpfe der Bewegung.
Die Initiative lancierte ein Bürgerbegehren zum Stopp des Neubaus, woraufhin der Kreistag mit einem Ratsbegehren für den Neubau konterte. Die Fragestellung des Ratsbegehrens wiederum fand die Bürgerinitiative derart verwirrend, dass sie klagte, jedoch vor einem Verwaltungsgericht scheiterte. Damit herrscht Rechtsklarheit, am 23. Februar wird parallel zur Bundestagswahl über sowohl Rats- als auch Bürgerbegehren abgestimmt. Allerdings bleibt – so der subjektive Eindruck – der Stimmzettel derart kompliziert, dass die größte Hürde nicht die jeweils andere Seite oder aber eine niedrige Wahlbeteiligung ist. Sondern eben jener Stimmzettel.