Lechbruck:Bürger stimmen gegen Vier-Sterne-Hotel

Einheimische lehnen Neubauprojekt nahe dem Forggensee ab. Der Bürgermeister ist enttäuscht von dem Ergebnis

Von Florian Fuchs, Lechbruck am See

Malerisch liegt Lechbruck am See, darüber gibt es keine zwei Meinungen. Der kleine Ort nördlich des Forggensees liegt nah genug an den Alpen, aber weit genug entfernt von Schloss Neuschwanstein und Füssen, den Hotspots im Ostallgäu. Es ist also ruhig im Ort, wenngleich schon auch gerne Touristen kommen. Mehr Touristen als in den vergangenen Sommern werden es auf absehbare Zeit jedoch wohl nicht: Bei einem Bürgerentscheid und einem gleichzeitig stattfindenden Ratsbegehren hat sich die Mehrheit der Einheimischen gegen den Neubau eines Vier-Sterne-Hotels entschieden. Das Projekt, das die Dorfgemeinschaft in den letzten Wochen arg gespalten hatte, ist damit erst einmal vom Tisch.

Mit Bürgerentscheiden kennen sie sich aus in der Gegend, mit umstrittenen Hotelprojekten auch: Immer wieder kocht der Zorn der Einheimischen gegen aus ihrer Sicht überbordende Tourismuspläne hoch. Die Betreiber des in Lechbruck geplanten Hotels führen bereits einige Anlagen im Allgäu, sie hatten Pläne für 140 Zimmer, mehrere Restaurants und einen Wellnessbereich. Die Bürgerinitiative, die sich gegen das Projekt postierte, befürchtete mehr Touristen, mehr Verkehr und größeren Trubel. "Wir wären nur noch Statisten im eigenen Dorf", so hatte es eine der Sprecherinnen im vergangenen Jahr formuliert. Von etwa 2200 Stimmberechtigten haben der Initiative jeweils knapp 1000 Mitbürger Recht gegeben. 681 und beim Ratsbegehren 757 Lechbrucker stimmten für das Hotel, für dessen Bau ein marodes Hallenbad und eine alte Tennishalle hätten abgerissen werden sollen.

"Stillstand ist Rückschritt", sagt Bürgermeister Werner Moll zum Ergebnis. Gemeinsam mit dem Gemeinderat hatte er für das Projekt geworben. Der Rathauschef rechnete mit "einer schlappen Million" Mehreinnahmen pro Jahr. Alle Kommunen hätten derzeit Probleme, finanziell betrachtet werde die Post-Corona-Delle im Haushalt von Lechbruck nun eben noch ein bisschen größer ausfallen, befürchtet Moll. Er kritisiert die Projektgegner. "Wer da wohnt, sieht nur seinen Verkehr vor der Haustüre, wir im Rathaus sehen dagegen eher das Gesamtpaket."

Einen gewissen Weitblick beansprucht allerdings auch Manuela Wagner von der Bürgerinitiative Lechbruck für sich und ihre Mitstreiter. "Das Hotel wäre überdimensioniert gewesen für unseren Ort", sagt sie. Es spreche gar nichts dagegen, die Gemeinde weiter zu entwickeln und zu wachsen. "Aber nicht so und nicht so groß auf einen Schlag", sagt Wagner. Sie hofft, dass das Rathaus nun offener wird für kleinere touristische Projekte auf dem Baugelände. Wenigstens aber in einem Punkt ist sie sich mit Bürgermeister Moll einig: Es sei gut, dass nun wieder Ruhe einkehre in den Ort. Zwei Lager hatten sich gebildet, gerade in sozialen Netzwerken sei der gute Ton in der Auseinandersetzung jüngst oftmals verloren gegangen.

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