Lebensmittel:Coburger Bratwurst fehlt die Lizenz - obwohl sie nur jemand beantragen müsste

Lebensmittel: Die Coburger Bratwurst wird traditionell über Kiefernzapfen gegrillt.

Die Coburger Bratwurst wird traditionell über Kiefernzapfen gegrillt.

(Foto: David Ebener/dpa)

Beim Grillen der Wurst waren vor zwei Jahren Grenzwerte für krebserregende Stoffe überschritten worden. Das darf in der EU nur mit Ausnahmeregelung geschehen.

Kolumne von Katja Auer

Es gibt so Fragen, die mögen manchen Leuten - in diesem Fall zum Beispiel allen außerhalb Coburgs - profan erscheinen, was sie aber für andere - in diesem Fall für alle Coburger - nicht weniger bedeutend sein lässt. Es geht wieder einmal um die Wurst, die Coburger Bratwurst, und die ist in dieser Stadt nun einmal von existenzieller Bedeutung. Es gibt sogar Spezialisten, die beim Rockzipfel ihrer Großmutter schwören würden, dass es sich bei der groben Wurst, die als einzige mit rohem Ei gebunden werden darf, um die beste Bratwurst überhaupt handelt.

Vorausgesetzt natürlich, sie wird auf Kiefernzapfen gebraten, auf Kühla, und genau diese Praxis stand eine Zeitlang in der Kritik. Vor zwei Jahren nämlich wurden teilweise Grenzwerte für krebserregende Stoffe überschritten und so was darf nicht sein in der Europäischen Union. Außer, es wird mit einer Ausnahmeregelung gegrillt, die gibt es für Lebensmittel, die nicht zur täglichen Ernährung gehören. Und selbst die Coburger verzehren, bei aller Liebe zu ihrem Nationalgericht, nicht ausschließlich Bratwürste. Ein Antrag also, halb so wild.

Nach der ersten Aufregung haben sie in Coburg erst einmal weiter gebrutzelt, halb beruhigt von dem Gedanken, dass es halt dauert bei der EU mit so einer Erlaubnis. Bis nun dieser Tage der zuständige Kommissar erklärte, dass Deutschland jederzeit eine Ausnahmeregelung beantragen könne. Das soll er schon vor zwei Jahren mitgeteilt haben. Indes, bislang ist kein Antrag eingegangen.

Den hätte zum Beispiel Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt stellen können, aber der wohnt halt in Fürth und ist möglicherweise mit den Wurstwaren aus der eigenen Region so zufrieden, das ihm die Bratwurst-Brisanz in Coburg total entgangen ist. Auch Bayerns Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf könnte die Ausnahmeregelung beantragen, aber die stammt aus Erding, da kennt man sich in der Regel eher mit Weißwürsten aus als mit der Vielfalt fränkischer Bratwürste. Aber wenigstens ist jetzt klar, dass EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis einem solchen Antrag zustimmen würde, sollte ihn endlich jemand stellen. Der Mann kommt aus Litauen, dort haben sie etwas übrig für die deftige Küche.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: