Immer dann, wenn Franz Maget einen Posten nicht oder nicht mehr will, wird sein Name durch ein eingefügtes "n" zum Spitznamen: Franz Mag-net. Am Montag gab es wieder Anlass zu dieser Namensverlängerung. Franz mag nicht weiter im Landtag sitzen. Die laufende Legislaturperiode will der Vizepräsident des Landtags noch absolvieren, bei der Neuwahl im Herbst 2013 tritt er dann nicht mehr an, wie er verkündete.
Es ist ein Rückzug, wie er in der Politik immer noch die Ausnahme ist. Kurz nach Beginn der nächsten Amtsperiode wird Maget 60 Jahre alt. "Wie lange soll das noch gehen?", habe er sich gefragt und sich für die Antwort entschieden, lieber zu früh als zu spät auszusteigen. Mehr Freiheit, noch einmal etwas Neues beginnen, dies seien seine Motive.
Was ihm da genau vorschwebt, wisse er selbst noch nicht. Nur eines schloss er aus, allerdings nicht mit hundertprozentiger Deutlichkeit: nämlich noch einmal auf die Bühne zurückzukehren, etwa als Sozialminister in einem Kabinett Christian Ude. Einen solchen Schritt "sollte man dann nicht tun", sagte Maget auf Nachfragen. Die Formulierung ließe ihm jedoch den Spielraum, es am Ende doch zu tun.
Maget ist ein enger Weggefährte Udes, ihre Wege in München kreuzen sich immer wieder. Jahrelang während Udes Hochphase als Münchner OB war Maget Parteichef in der Landeshauptstadt. Zeitweise sollte Maget Ude im Rathaus nachfolgen - da machte er allerdings wiederum auf Mag-net. Dafür zog er beim Kraftakt, Ude als Spitzenkandidaten auf die bayerische Bühne zu holen, erfolgreich die Strippen.
Dass Maget ausgerechnet jetzt abtritt, da für die SPD zumindest die Chance besteht, die CSU abzulösen, passt da nicht ganz ins Bild. Nachdenklich habe ihn der mögliche Wahlsieg schon gemacht, gab Maget zu: "Sicher kann man da natürlich nie sein, aber es ist so offen wie nie zuvor."
Christian Ude weiß es seit über einem Jahr", sagte Maget - das bedeutet, dass er sich zum Rückzug entschloss, noch bevor der Münchner OB selbst seine Spitzenkandidatur verkündete. Intern wurde versucht, Maget zum Bleiben zu bewegen, auch sein Nachfolger als Fraktionschef, Markus Rinderspacher, machte mehrere Anläufe. Ohne Erfolg. "Ich hab's mir sehr gut überlegt", sagte Maget.
Das Motto, abzutreten, solange das noch irgendjemand bedauert, hat er schon des öfteren angewendet. Den Münchner Parteivorsitz und den Posten des Landtags-Fraktionschefs gab er jeweils überraschend früh ab, auch wenn ihm zwei Debakel-Ergebnisse bei den Landtagswahlen 2003 und 2008 als Spitzenkandidat letztlich keine andere Wahl ließen. Das historisch schlechte Ergebnis von 19,6 Prozent im Jahr 2003 konnte man bei einem CSU-Ergebnis von mehr als 60 Prozent noch als Sondereffekt begreifen. Für das neuerliche Absacken um einen Prozentpunkt fünf Jahre später gab es solche Entschuldigungen nicht mehr. Denn 2008 verfehlte die CSU selbst die absolute Mehrheit weit.
Maget ging, aus dem Fraktionschef wurde ein Landtags-Vizepräsident. Das fanden auch außerhalb der Partei viele schade, weil Maget als einer der besten Redner im Landtag gilt. Das kam auf dem politisch zweitrangigen Posten kaum noch zur Geltung. Sein Ruf als guter Wahlkämpfer blieb ihm aber trotz der landesweiten SPD-Debakels erhalten - weil er im Stimmkreis München-Milbertshofen kein Mag-net, sondern ein Stimmenmagnet war und Schwergewichte wie Gerold Tandler oder Monika Hohlmeier niederrang.
Große Tragik und kleiner Erfolg - Maget fasste es bei seiner Abschiedsankündigung in einen Satz: "Es ist zwar schade, wenn man das einzige Direktmandat für die SPD erzielt und das zum wiederholten Mal, aber es ist andererseits auch eine schöne Bestätigung." Als Nachfolgerin im Stimmkreis schlug er seine frühere Mitarbeiterin, die Bezirksrätin Ruth Waldmann vor.
Theoretisch denkbar wäre, dass Maget sich nun mehr im Fußball engagiert. Beim TSV 1860 ist er Vizepräsident. Doch auch hier ließ er größere Ambitionen nicht erkennen. Er sei vor allem froh, nach Jahrzehnten in der Politik "körperlich und psychisch nicht deformiert" zu sein. Maget: "Das ist doch schon mal was nach so langer politischer Tätigkeit."