Im Dschungel mimte er den Tiefenpsychologen, der Camp-Zicke Sarah die Liebe erklärte. Nun hat er einen neuen Adressaten für seine Liebe gefunden - oder zumindest für sein Geld: die bayerischen Piraten. Ihnen hat Rainer Langhans, Symbolfigur der 68er, einst Bewohner der legendären Berliner Kommune 1 und Ex-Liebhaber von Uschi Obermaier, jetzt 20.000 Euro seiner TV-Gage gespendet.
Das Dschungelcamp sei die Urszene der Kommune, so begründete Langhans in einem Interview vor einem Jahr seine Entscheidung, bei der Ekelshow mitzumachen. Von Weggefährten wurde er dafür unter anderem als "alte Prostituierte" beschimpft, er verrate die alten Ideale. Langhans flog trotzdem mit allerlei C-Promis in den Dschungel - und bekam dafür 50.000 Euro von RTL. So viel auf einmal wie nie zuvor in seinem Leben, wie er damals sagte. Wissen wollte er von dem Geld dennoch nichts. Nun hat der Alt-Hippie offenbar gleich zwei würdige Empfänger für seine Spenden gefunden.
Bei den bayerischen Piraten zeigt man sich erfreut: "Das Dschungelcamp interessiert uns nicht die Bohne", sagt Geschäftsführer Aleks Lessmann. "Aber Rainer Langhans ist ein unangepasster Mensch, der seinen Weg gegangen ist - das passt gut zu den Piraten." Langhans' Sympathie gelte den revolutionären und chaotischen Elementen in der Partei, heißt es in der Pressemitteilung.
Besonders chaotisch klingt die Verwendung des Geldes allerdings nicht: Die Dschungelcamp-Gage soll für die politische Arbeit in Bayern eingesetzt werden, zur Einrichtung einer Geschäftsstelle in München und der Ausrichtung mehrerer programmatischer Parteitage in Vorbereitung auf die Wahljahre 2013 und 2014. Zugleich habe Langhans Interesse am Aufbau einer Parteistiftung geäußert.
Der 71-Jährige sieht die Piraten auf der Höhe der Zeit. "Sie als Ein-Thema-Partei abzustempeln ist bekloppt, das Netz ist unsere Zukunft", erklärt er im Gespräch mit sueddeutsche.de. Viele seiner ehemaligen Genossen seien enttäuscht, er sehe inzwischen, dass die 68er-Ideen bei den Jungen angekommen seien. "Die Kommune, die wir damals wollten, gibt es heute im Netz", sagt Langhans. Im Internet würden Besitzverhältnisse abgeschafft, es gehe um die verstärkte Kommunikation. "Und was ist Kommunikation anderes als Liebe?" Langhans, der selbst auf Facebook und Twitter aktiv ist, ist sich sicher. "Das ist Kommune pur."
Entsprechend positiv sieht er die Piraten. Vor allem die Idee mit der Mitgliederbefragung im Internet gefällt ihm gut. Der politische Betrieb habe die Grünen längst abgeschliffen, bei den Piraten gebe es zumindest Anzeichen, dass das länger dauern könnte, erklärt er seine Großzügigkeit. Ein politische Funktion bei den Piraten will er vorerst nicht übernehmen, er könne sich aber vorstellen künftig für die Ideen der Partei zu werben. Konkrete Aktionen seien bisher nicht geplant, erfährt man bei den Piraten in München.
Im Netz ruft die Spende gemischte Reaktionen hervor. "Der #Langhans schafft es ja langsam in meinem Ansehen vom Keller ins Erdgeschoss aufzusteigen", heißt es auf Twitter. Aber auch: "Gerade LV Bayern & BaWü der #Piraten sind kaum von der #FDP zu unterscheiden, Langhans war wirklich zu lange im Dschungelcamp." Einige schlagen sogar vor, sollten die Piraten eine parteinahe Stiftung gründen, sie Rainer-Langhans-Stiftung zu taufen.
Weitere 20.000 Euro seiner Dschungelcamp-Gage will Langhans demnächst den Verteidigungsfonds von Wikileaks-Gründer Julian Assange zukommen lassen. Er findet: "Assange wird zu Unrecht verfolgt."