Landwirtschaft:Die Gefahren des frühen Frühlings

Obstbauern wappnen sich gegen Frost

Aprikosen- und Pfirsichbäume werden, wie im unterfränkischen Volkach, zum Schutz vor Nachtfrost mit einem Eispanzer versehen.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Späte Frostnächte setzen bereits blühenden Bäumen massiv zu. Obstbauern helfen sich mit traditionellen Methoden.

Von Leon Potuzhek

Wer dieser Tage im Freien war, konnte hier und da bereits erste blühende Bäume sehen. Wegen des vergangenen Winters - der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung - entwickelten sich manche Pflanzen deutlich früher als üblich. Doch das birgt Risiken, denn der aktuelle Spätfrost schadet den schon offenen Blüten massiv.

Der warme Winter ließ auch einzelne Gehölze frühzeitig erblühen. "Betroffen sind hierbei hauptsächlich die sehr früh blühenden, jedoch weniger relevanten Obstarten, etwa Aprikosen- oder Pfirsichbäume. Die Hauptobstarten sind noch nicht in der Blüte", erklärt Hubert Siegler, Obstexperte der Gartenakademie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.

Offene Blüten der Aprikosen- und Pfirsichbäume sterben ab minus einem Grad ab, bei geschlossener Blüte halten sie immerhin minus drei Grad aus. Deutlich resistenter sind hingegen Schlehen und Wildpflaumen, die derzeit auch schon in Bayern blühen. Sie halten auch tiefere Minusgrade aus. Für die Exoten, wie Aprikosen, warnt Siegler: "Eine Frostnacht bei Vollblüte bedeutet eine K.-o.-Nacht."

Der Spätfrost kommt in den vergangenen Jahren gehäuft vor und so kennen die bayerischen Obstbauern das Risiko einer verfrühten Blüte, die zu wirtschaftlichen Schäden führen kann. Ausbleibender Spätfrost wäre hingegen ein deutlicher Bonus. Obstexperte Siegler beruhigt in einem anderen Punkt: "In der Natur gibt es eine Art Vorsichtsmaßnahme, dass nie alle Blüten einer Pflanze gleichzeitig in Vollblüte stehen. Dies geschieht viel mehr sukzessive und senkt somit das Risiko eines Totalschadens."

Zum Frostschutz helfen größeren Obstbaubetrieben zum Beispiel eine geschlossene Überdachung, Frostschutzberegnung von Kernobst, Luftverwirbelung mit großen Windrädern oder das Abbrennen von Gelkerzen in einer Frostnacht. Für Privatpersonen mit eigenem Obstbaum helfen aber auch einfachere Lösungen. Hubert Siegler nennt mögliche Optionen: "Man sollte den Unterwuchs niedrig halten, also Unkraut entfernen oder hohe Gräser abmähen. So kann die im Boden gespeicherte Wärme leichter aufsteigen, das kann ein wichtiges Grad ausmachen."

Viele Obstgehölze lassen sich zudem gut als Spalier - am besten an einer Hauswand - erziehen. Spalierobst ist nicht nur optisch schön, bei einer bevorstehenden Frostnacht kann man auch ganz einfach ein Laken oder Vlies über die Pflanze hängen. Die Nähe zur Hauswand hilft dem Obst ebenfalls gegen Kälte. Auch kleine Gehölze oder Sträucher lassen sich durch Vlies vor der Kälte schützen. Und das wird auch nötig werden. Denn am Wochenende sollen erneut vielerorts in Bayern die nächtlichen Temperaturen in den Minusbereich fallen.

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