Landwirtschaft:Bauern trotzen der Krise

Zuckerrübenernte

In Bayern hängt jeder siebte Arbeitsplatz mit der Land- und Forstwirtschaft zusammen, die Branche setzt im Jahr 156 Milliarden Euro um.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Der Bericht des Agrarministers zeigt, dass das Höfesterben sich verlangsamt und Ökobetriebe Zukunft haben

Von Wolfgang Wittl

Die bayerischen Bauern nehmen zwar weniger Geld ein, doch das Höfesterben in den vergangenen zwei Jahren hat sich verlangsamt. "Unsere Bauern trotzen der Krise auf den Agrarmärkten", sagte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) am Mittwoch im Agrarausschuss des Landtags. Wie der neue Agrarbericht ausweist, gab es Mitte des vergangenen Jahres 109 200 Höfe im Freistaat, die Quote der Betriebsaufgaben sank damit von 1,5 auf 1,1 Prozent. Die Einnahmen der Landwirte indes schrumpften 2015 wegen sinkender Verkaufserlöse um fast 19 Prozent auf durchschnittlich 43 100 Euro. Die Einbußen durch die Milchkrise dürften die Situation noch zusätzlich verschärfen.

Besonders schwer haben es derzeit die Tierhalter: Die Zahl der Milchbauern sank um vier, die der Ferkelerzeuger um etwa sieben Prozent. Horst Arnold, der agrarpolitische Sprecher der SPD, nannte die Werte "alarmierend und traurig", die Gewinneinbußen bezeichnete er als ein "Desaster". In der Schweinehaltung würden inzwischen 1,5 Millionen Tiere zur Mast nach Bayern importiert. "Das kann nicht befriedigen", sagte Arnold. Die SPD fordert ein "Tierwohl-Label für artgerechte Haltung". Erfreulicher fielen die Zahlen bei den Nebenerwerbslandwirten aus. Fast 60 Prozent der Betriebe haben laut Brunner inzwischen ein zweites unternehmerisches Standbein, zum Beispiel bei der Erzeugung von Energie, bei der Direktvermarktung und im Tourismus. SPD-Mann Arnold wünscht sich eine "Nebenerwerbsoffensive, um den Bereich zu stabilisieren".

Mit 8100 Ökobetrieben sei Bayern das "bundesweit bedeutendste Ökoland", sagte Brunner. "Da haben wir Sie schon immer gelobt, aber nur Sie, weniger Ihre eigene Fraktion, die Ihnen vereinzelt Prügel zwischen die Beine geworfen hat", erwiderte Arnold. Insgesamt steht jeder dritte deutsche Bauernhof in Bayern - wenn auch nur mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 29,5 Hektar, der kleinsten im bundesweiten Vergleich. Jeder siebte Arbeitsplatz in Bayern hänge mit der Land- und Forstwirtschaft zusammen, die Umsätze von 156 Milliarden Euro haben einen Anteil von 14 Prozent am Gesamtumsatz der bayerischen Wirtschaft. Brunner bezeichnete den bayerischen Weg in der Landwirtschaft als "richtig und erfolgreich". Gerade in schwierigen Zeiten wie jetzt zeige sich, dass bäuerliche Betriebe flexibler und damit konkurrenzfähiger als Großbetriebe seien. Deshalb werde die Staatsregierung auch künftig Familienbetriebe stärken.

Die Opposition lobte Brunners Bericht, sieht aber teilweise großen Handlungsbedarf. Die SPD forderte die Staatsregierung auf, den Verkauf von Ackerland als Spekulationsobjekt einzudämmen. Gisela Sengl (Grüne) verlangte noch mehr Einsatz bei der Förderung von Ökobetrieben: "Öko ist der Weg der Zukunft, mehr Bio für Bayern hilft den Bäuerinnen und Bauern, den Tieren, der Umwelt und uns Verbraucherinnen und Verbraucher." Leopold Herz (Freie Wähler) sagte mit Blick auf die Krisen im Milch-, Getreide- und Schweinemarkt, man müsse darüber nachdenken, für Landwirte Fonds einzurichten. "Regionale Wege müssen das Ziel sein, aber da haben wir in Bayern und Deutschland noch viel vor uns", sagte Herz. Der Liter Milch werde mit einem Verkaufspreis von 42 Cent im Discounter nur noch "verramscht".

Florian von Brunn (SPD) berichtete von einer Anfrage an die Staatsregierung, welche Konsequenzen sie angesichts der zunehmenden Starkregenereignisse und des Hochwassers wie zuletzt in Simbach ziehe. Wie sie mit dem Maisanbau in Problemregionen umgehe, der die Bodenerosionen verstärke? Als Antwort habe er nur erhalten, man habe eine Arbeitsgruppe eingesetzt. "Das ist aus meiner Sicht viel zu wenig", sagte Brunn.

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