Landtagswahl:Kampf um die Unentschlossenen

Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Ein feines Näschen für Wahlkampfsitten offenbarten die Schauspieler Uli Bauer (li.) als Ude und Wolfgang Krebs als Seehofer auf dem Nockherberg.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Weder Horst Seehofer noch Christian Ude sind gute Bierzeltredner - doch am Montag müssen sie ran: Auf dem Gillamoos-Volksfest in Abensberg wird die Schlussphase des Landtagswahlkampfs eingeläutet. Es folgen ein TV-Duell und unzählige Auftritte mit Spitzenpolitikern aus Berlin.

Von Frank Müller und Mike Szymanski

Mit ihren Auftritten beim politischen Frühschoppen auf dem Gillamoos-Volksfest in Abensberg starten die Spitzenkandidaten der Parteien an diesem Montag in die Schlussphase des Landtagswahlkampfes. Prominenz aus der Bundespolitik hat sich in den kommenden zwei Wochen angekündigt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird in Bayern erwartet. Die SPD-Spitze um Kanzlerkandidat Peer Steinbrück unterstützt Seehofer-Herausforderer Christian Ude. Die Zeit der Duelle und Großkundgebungen beginnt und damit der Kampf um die Unentschlossenen - die vergangenen Wahlen haben gezeigt: Viele Wähler lassen es sich bis zuletzt offen, wer ihre Stimme bekommt.

In Bayern führt in der Landespolitik traditionell kein Weg an Bierzeltauftritten vorbei. Am Montagvormittag treten die Spitzenkandidaten mit ihren Unterstützern zur selben Zeit in Abensberg auf und werben beim Stammtischpublikum um Zustimmung. Nachdem der Wahlkampf bisher dahinplätscherte, treffen CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer und Christian Ude auf dem Volksfest zum Duell aufeinander - wenn auch in verschiedenen Zelten. Für beide eine Herausforderung. Weder Seehofer noch Ude sind wirklich gute Bierzeltredner - Seehofer liegt der Smalltalk mehr, Ude die Kleinkunstbühne. Auftritte beim Gillamoos sind aber Pflichtveranstaltungen.

Die FDP erwartet ihren Generalsekretär Patrick Döring als Hauptredner. Außenminister Guido Westerwelle sagte seinen Auftritt in Abensberg wegen der Syrien-Krise ab. Parteichef Philipp Rösler hatte beim Gillamoos 2010 einen großen Auftritt. Damals war er noch Gesundheitsminister und verhöhnte die Kanzlerin. In den Jahren darauf hatte die FDP dann eine Durststrecke. 2012 blieb ihr nur ein zugiges, schlecht besuchtes Zelt. Diesmal soll das anders werden. Die Grünen setzen auf Frauen-Power: Die Spitzenkandidatinnen Katrin Göring-Eckardt und Margarete Bause treten im Weinzelt auf. Die Freien Wähler setzen im Weißbierstadl die One-Man-Show der vergangenen Jahre mit Landeschef Hubert Aiwanger fort. Der Rausch ist kaum vorbei, dann sehen sich Seehofer und Ude schon wieder. Diesmal direkt, im Studio des BR zum Fernsehduell. Für Ude ist das die größte Chance, im direkten Aufeinandertreffen noch einmal die Stimmung zu seinen Gunsten zu verbessern. In den Tagen zuvor bemühen sich beide Spitzenkandidaten um Lässigkeit. Auf die Frage, ob er sich auf den Auftritt vorbereitet, witzelt Ude: "Ja - seit zwei Jahren." Im Sommer 2011 hatte Ude die Kandidatur übernommen. Besonderes Training brauche er eher nicht. "Ich mache seit 20 Jahren Fernsehauftritte. Da übt man jetzt nicht, ein Studio zu betreten und ordentlich die Hand zu geben." Lediglich einige Termine weniger als sonst will Ude an diesem Mittwoch machen, um nicht gestresst in den Abend zu starten.

Amtsinhaber Horst Seehofer hängt das Duell noch etwas tiefer. Das Aufeinandertreffen sei "in keiner Weise wichtiger als andere Wahlkampftermine", sagt er. Groß vorher an sich arbeiten werde er auch nicht. "Authentisch bleiben" sei das Gebot. Noch nicht einmal in den Wahlkampfteams haben die Vorbereitungen bislang für erkennbare Auseinandersetzungen gesorgt. Die beiden Sprecher handelten mit dem BR das Procedere aus. Unstimmigkeiten blieben aus. Seehofer: "Mir ist das völlig egal, wer anfängt und wer aufhört."

Einen Tag später lassen sich die Spitzenkandidaten der kleineren Parteien im BR ausfragen: Bause, Aiwanger und FDP-Politiker Martin Zeil treten gegeneinander an.

In der Woche vor der Wahl am 15. September starten die Parteien ihre Schlussoffensive - das Berliner Spitzenpersonal könnte Fahrgemeinschaften bilden, so viele Politiker machen Termine im Freistaat. Die CSU will sich bei ihren Schlusskundgebungen in der Popularität von Angela Merkel sonnen, die FDP schickt Philipp Rösler und Rainer Brüderle nach Bayern. Auch die SPD-Spitze hängt sich richtig rein: Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen kommt. Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, Parteichef Sigmar Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier unterstützen Ude ebenfalls. Die Grünen gehen mit Winfried Kretschmann noch mal in den Biergarten, bevor gewählt wird.

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