Landtagswahl in Bayern:Kultur-Clique trommelt für Christian Ude

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Mit prominenter Hilfe lässt es sich besser wahlkämpfen: Deshalb sammelt die Bayern-SPD Mitstreiter für ihren Spitzenkandidaten Christian Ude. Die ersten Unterstützer stehen bereits fest - die Werbetruppe ist illuster, aber derzeit noch ziemlich München-lastig.

Dominik Hutter, Sebastian Krass und Frank Müller

Christian Ude kann für seinen Kampf um das Amt des Ministerpräsidenten auf die prominente Unterstützung aus Kunst und Wissenschaft zählen. Sein kulturpolitischer Berater Julian Nida-Rümelin sammelt gerade Mitstreiter, die in den kommenden anderthalb Jahren mit ihrem Namen für einen Regierungswechsel in Bayern unter der Führung Udes werben wollen.

Schauspielerin Senta Berger unterstützt Christian Ude im Landtagswahlkampf. (Foto: Stephan Rumpf)

Bisher habe er aus der Wissenschaft unter anderem Zusagen vom Philosophen Jürgen Habermas und vom Soziologen Ulrich Beck, wie Nida-Rümelin am Mittwoch in München erklärte. Aus der Kultur hätten etwa die Schauspielerinnen Senta Berger und Gundi Ellert, die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken, der Filmemacher Alexander Kluge, der Comedian Ingo Appelt sowie der Schriftsteller Johano Strasser ihre Unterstützung zugesagt.

Die Initiative heißt "Wir für Ude" und heißt alle willkommen, "die zeigen wollen, dass Bayern kreativer und offener ist, als es die CSU wahrhaben möchte", wie es auf der Facebook-Seite heißt.

Wahlerfolge der SPD waren bisher meist nur möglich, wenn es eine breite Unterstützung aus der Intelligenzija gab", sagt Nida-Rümelin, der zurzeit Dekan der philosophischen Fakultät an der Ludwig-Maximilians-Universität München ist, der aber auch schon unter Oberbürgermeister Ude Münchner Kulturreferent und unter Bundeskanzler Gerhard Schröder Kulturstaatsminister war.

Als Bezugspunkt nennt Nida-Rümelin die Bundestagswahlkämpfe von 1969 und 1972 mit der Unterstützung von Schriftstellern wie Heinrich Böll, Siegfried Lenz und Günter Grass, aber auch die Kampagnen von 1998 und 2002, als sich etwa Filmproduzent Bernd Eichinger zu Schröder bekannt habe, "da waren Leute aus Kulturbereichen dabei, die sonst nicht politisch in Erscheinung treten".

Nida-Rümelin gibt zu, dass die meisten der bisher benannten Unterstützer starken München-Bezug haben, "das liegt daran, dass ich hier die besten Kontakte habe". Man stehe aber erst am Anfang und werde auch um Unterstützer in anderen Teilen des Freistaats werben. Zudem seien für die nächste Zeit Kulturforen in ganz Bayern geplant, "als Brücke zwischen Kultur und Politik. Wir haben dazu schon Rundschreiben an die Gliederungen der Partei verschickt".

Er betont aber auch, dass die Initiative dezidiert überparteilichen Charakter habe. Darüber ist die Partei selbst durchaus froh. Unterstützung für den Spitzenkandidaten von außerhalb der Parteigremien sei "hochwillkommen", sagt Generalsekretärin Natascha Kohnen.

Auch ein Ude-Unterstützer: Comedian Ingo Appelt. (Foto: lkn)

Nida-Rümelin habe einen beeindruckenden Kreis von Ude-Unterstützern aufgeboten, was für die Partei auch strategisch interessant sei. Denn es gebe ein großes Potential an Wählern, die sich vorstellen könnten, für Ude zu stimmen, ohne der SPD bisher allzu nahe zu stehen, betont Kohnen. Dabei seien auch die sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook enorm wichtig, sagt die SPD-Abgeordnete.

Die Unterstützer-Riege, die am Mittwochabend bei einem SPD-Fest in der Muffathalle in München präsentiert wurde, soll Kern einer breit angelegten Pro-Ude-Kampagne sein - bis zur offiziellen Kandidatenkür am 21. Oktober will Ude mindestens sieben Wählerinitiativen aus allen bayerischen Regierungsbezirken vorweisen können.

Die entsprechenden Startveranstaltungen in Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Bamberg und anderen Städten werden bis dahin peu à peu organisiert. Ude hofft, ein möglichst breites Spektrum an Berufs- und Interessengruppen für das Projekt Regierungswechsel zusammenzubekommen - von den Mietern für Ude über Arbeitnehmer für Ude bis zu den Frauen für Ude.

Er weiß, dass es noch einiges zu tun gibt, um auch außerhalb der Landeshauptstadt zu punkten. Allerdings sieht sich Ude nicht so schlecht aufgestellt, wie es die CSU so gerne behauptet. "In Umfragen liegt der amtierende Ministerpräsident zwar beim Bekanntheitswert vorne, dafür sind bei mir die Sympathiewerte viel besser - auch in Franken und Niederbayern", erklärt Ude.

Auch die Bundes-SPD will ein Zeichen für den angestrebten Regierungswechsel in Bayern setzen - eben mit jener Party, bei der Nida-Rümelin die Unterstützer präsentiert. Sie wurde von der Parteizeitung Vorwärts organisiert und findet jährlich statt, normalerweise allerdings in der Kulturbrauerei in Berlin. In diesem Jahr wurde die Fete zur Unterstützung Udes nach München verlegt. Was den Geehrten durchaus freut, sei sie doch "weit lebendiger, als man einer so alten Parteipostille zutraut".

© SZ vom 19.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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