Landtagswahl in Bayern:CSU fällt in Umfrage auf 40 Prozent

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Aufnahme aus der CSU-Parteizentrale in München-Schwabing (Foto: picture alliance / dpa)
  • Aus dem aktuellen "Bayerntrend" geht hervor, dass 40 Prozent der Wähler in Bayern für die CSU stimmen würden, wenn am Sonntag Wahlen wären.
  • Die SPD kommt auf 16 Prozent, die Grünen stehen mit 14 Prozent so gut da wie noch nie.
  • Nur 54 Prozent der Befragten sehen in Horst Seehofer einen guten Ministerpräsidenten, vor einem Jahr war es noch fast zwei Drittel.

Von Lisa Schnell

Die CSU kommt in Bayern weiter über die 40-Prozent-Marke nicht hinaus und Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer verliert stark an Ansehen. Das geht aus dem "Bayerntrend" des BR-Politikmagazin Kontrovers hervor. Demnach würden 40 Prozent für die CSU stimmen, wenn am nächsten Sonntag gewählt würde. Im "Bayerntrend", den das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap einmal im Jahr für Kontrovers erhebt, sind das fünf Punkte weniger als 2017 und der niedrigste Wert seit 1998. Andere Umfragen sahen die CSU während ihres Machtkampfes im November schon bei 37 Prozent.

Die SPD kann bei der repräsentativen Umfrage, für die Anfang Januar mehr als 1000 Bayern befragt wurden, zwar zwei Punkte zulegen, befindet sich mit 16 Prozent aber immer noch unter ihrem Negativrekord von 18,6 Prozent bei der letzten Landtagswahl. Die Grünen dagegen erreichen mit 14 Prozent ein so gutes Ergebnis, wie sie es bei Wahlen noch nie hatten. Die Freien Wähler liegen konstant bei sieben Prozent. Neu in den Landtag einziehen würde die FDP mit fünf Prozent und die AfD mit unverändert zehn Prozent.

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Der designierte Ministerpräsident Markus Söder gibt sich zuversichtlich und sagt. "Die CSU hat sich leicht stabilisiert, aber es ist noch ein weiter Weg." Klar sei, dass die CSU bürgerlichen Wählern eine Heimat bieten wolle. Auch von der SPD hört man wenig euphorisierte Worte über die neuesten Zahlen. Glücklich machten sie die 16 Prozent nicht, sagt Vize-Landeschefin Marietta Eder, aber man habe ja noch zehn Monate um für ein besseres Ergebnis zu kämpfen. Derzeit würden sich 25 Prozent der Befragten bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten für SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen aussprechen. Dabei hat sie unter Grünen-Unterstützern prozentual mehr Sympathisanten als in ihrer eigenen Partei. Etwa ein Drittel der SPD-Wähler tendieren sogar zu CSU-Mann Söder als Ministerpräsident.

Bei der AfD zweifelt Landeschef Martin Sichert die Aussagekraft von Umfragen an. Kurz vor der Bundestagswahl habe seine Partei bei acht Prozent gestanden und dann mehr als zwölf geholt. Vor der CSU habe er keine Angst, solange sie bei den Leuten als Partei wahrgenommen werde, die ihren Worten keine Taten folgen lasse. 58 Prozent der AfD-Wähler sind der Meinung, Söder werde ein guter Ministerpräsident, im Vergleich mit Kohnen sprechen sich sogar 85 Prozent für Söder aus, mehr als unter CSU-Anhängern (81 Prozent). FW-Chef Hubert Aiwanger ist zufrieden, dass seine Partei laut Umfrage stabil im Landtag sei.

Die Grünen freuen sich über ihr Ergebnis. Es zeige, dass grüne Themen wie Flächenfraß, giftfreie Landwirtschaft oder Chancengleichheit die Bayern bewegten, sagt Fraktionschef Ludwig Hartmann. Ziel sei es, den Kampf um Platz zwei zu gewinnen. Ob die Grünen mit der CSU koalieren würden, werde nach der Wahl entschieden. Eine schwarz-grüne Koalition erreicht bei den Bayern mit 46 Prozent die meiste Zustimmung. Während sich 80 Prozent der Grünen-Unterstützer dafür aussprechen, hält sich die Begeisterung bei CSU-Wählern mit 42 Prozent in Grenzen. 71 Prozent von ihnen wäre eine Alleinregierung am liebsten, an zweiter Stelle folgt ein Bündnis mit der FDP.

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Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer muss einen starken Ansehensverlust hinnehmen. Nur 54 Prozent sehen in ihm einen guten Ministerpräsidenten, vor einem Jahr waren es noch fast zwei Drittel. Damals rangierte er in der Liste der beliebtesten Politiker unter den ersten vier, nun muss er sich mit dem vorletzten Platz zufriedengeben zusammen mit Eike Hallitzky, dem Landeschef der Grünen. Den allerdings kennen nur 14 Prozent der Bevölkerung, Seehofer dagegen 99.

Markus Söder zeigt sich über seine Werte zufrieden. Er rangiert auf der Liste der Beliebtheit zusammen mit Innenminister Joachim Herrmann auf Platz drei, nach dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU), die wie in den Jahren zuvor die Liste anführt. Etwa 60 Prozent der Wahlberechtigten sagten aus, dass Söder ein guter Ministerpräsidenten werden könne. Dreiviertel schätzen seine Führungsstärke und sind überzeugt, dass auch ein Franke zu Bayern passt. Mehr als die Hälfte hält ihn für bürgernah, glaubwürdig und sympathisch. Gut 70 Prozent sind allerdings der Meinung, dass Söder stark polarisiere. Für Söder "ein gutes Fundament zum Start der neuen Aufgabe".

Zu einer seiner ersten Amtshandlungen als Ministerpräsident wird eine Kabinettsumbildung gehören. Mit der jetzigen Staatsregierung zeigen sich die Befragten nur mäßig zufrieden. Ihre Arbeit bewerten nur 54 Prozent als positiv, 2017 waren es fast 70 Prozent. Noch nie waren die Bayern in der laufenden Legislaturperiode so unzufrieden. Die CSU büßt bei der Frage der Kompetenzen auf allen Politikfeldern an Vertrauen ein, besonders stark bei Bildung und der Asyl- und Flüchtlingspolitik.

Dennoch liegt sie in den meisten Feldern von Wirtschaft über die Kriminalitätsbekämpfung bis zu den Finanzen vor den anderen Parteien. Auch wenn die SPD in fast allen Bereichen an Vertrauen gewinnen konnte, trauen ihr die Bayern nur bei der Frage nach sozialer Gerechtigkeit mehr zu als der CSU. Die Grünen gewinnen neben der Umweltpolitik bei Schule und Zuwanderungsfragen.

Die bezeichnen 50 Prozent der Bayern als wichtigstes landespolitische Thema. Es folgt die Schulpolitik, die mit 22 Prozent deutlich mehr Menschen bewegt als noch 2017. Wo der Unterschied zwischen AfD-Wählern und denen anderer Parteien liegt, wird besonders deutlich bei der Frage, mit wie viel Zuversicht sie in die Zukunft blicken. Während weit über die Hälfte der Wähler von CSU, Grünen, FDP und Freien Wählern eine positive Perspektive einnehmen, sorgen sich vor allem AfD-Wähler. 62 Prozent von ihnen blicken aus einer negativen Perspektive auf die Zukunft, bei den SPD-Anhängern sind es 43 Prozent.

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