Da steht er also, der echte Markus Söder vor dem großen Söder-Foto, und es geht letztlich um die Frage: Wer hat's gemacht, das schöne Bayernland? Gemeint ist nicht der blaue Himmel über dem Garten der CSU-Landesleitung in München, auch wenn mancher Christsoziale zuweilen so daherredet, als wäre die bayerische Landschaft direktes Werk der Partei. Sondern Söder meint eine erfolgreiche Bayern-Bilanz, "gedeckt durch Fakten und Lebensgefühl", als er am Dienstag die Großplakate-Linie für die kommenden Wahlkampfwochen präsentiert. "Unser Land in guter Hand", so lautet ein Slogan. Was in einer anderen Variante noch ausgeführt wird: "In Bayern lebt es sich einfach besser - Das ist kein Zufall." Durch gutes Regieren, erläutert der Ministerpräsident, falls es die geladene Presse nicht verstanden haben sollte. Anders übrigens als die Ampel in Berlin, dieser Exkurs darf ja nie fehlen. Der "Bayernsound", mit dem die CSU nun um die Wähler werben will, sei allerdings für etwas, für Bayern. Nicht gegen etwas.
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Damit spielt Söder unzweideutig auf die AfD an. Keine zwei Monate vor der Landtagswahl steht die CSU eigentlich komfortabel da. 39 Prozent erreicht sie im Schnitt der jüngsten Umfragen. Nicht grandios angesichts einstiger politischer Allmacht, aber in Ordnung für viele in der Partei - und sogar etwas mehr als die mageren 37,2 Prozent von 2018. Für das Weiterregieren mit den Freien Wählern reicht es, Wechselstimmung etwa zugunsten der Grünen keimt nicht mal im Ansatz. Und doch scheint ein Trend Söder und seinen Leuten Sorge zu bereiten: der Aufwind der AfD, wenn auch weitaus nicht so stark wie im Bund. In einer Forsa-Umfrage für die SZ hatte die AfD kürzlich 13 Prozent. Auch in der CSU hält man es für ein Risiko, dass Frust über die Bundesregierung bei manchen im radikalen Denkzettel münden könnte. Gegensteuern also. Und deshalb schaut am Dienstag noch ein anderer von den Plakaten: Franz Josef Strauß. Mit dem Zitat: "Wir wollen mit rechtsradikalen Narren und Extremisten nichts zu tun haben."
Tatsächlich zieht die CSU großflächig mit dem 1988 verstorbenen "Altvater" (O-Ton Söder) in den Wahlkampf 2023. Auch, weil andere versuchten, Strauß für sich "zu vereinnahmen". Zuletzt taten das die Freien Wähler, nach der Debatte um die Erdinger Demo-Rede von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger stichelte etwa FW-Fraktionschef Florian Streibl: Aiwanger sei ein "begnadeter Bierzeltredner, der einzige, der es vor ihm so konnte, war Franz Josef Strauß". Diese These hatte man in der CSU glatt als Sakrileg aufgenommen. Dennoch geht es beim jetzigen Einsatz für Strauß eben um die AfD. Diese ließ sich bereits in früheren Wahlkämpfen mit dem Slogan "Strauß würde AfD wählen" bewerben. Diesmal schickt die CSU den Helden lieber selbst ins Rennen. "Wer Radikale wählt, schwächt Bayern und die Demokratie", warnt Söder. Diese Partei wolle, dass die EU sterbe, wolle die Nato verlassen, weitergedacht bis zu Deutschland als "Protektorat Putin".