Landtagswahl 2008:Flut von Austritten nach Pauli-Kandidatur

Die Freien Wähler entscheiden am Abend über ihre Kandidaten bei der Landtagswahl: Die ehemalige CSU-Landrätin Gabriele Pauli sorgt schon jetzt für Ärger.

Die Landtagskandidatur der ehemaligen Fürther Landrätin Gabriele Pauli stellt die Freien Wähler (FW) in Mittelfranken vor eine Zerreißprobe. Im Wahlkreis Nürnberg-Nord will die frühere CSU-Rebellin ausgerechnet gegen ihren ehemaligen Förderer, den heutigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU), antreten. Was bei den Freien Wählern auf offene Ablehnung stößt.

Landtagswahl 2008: Gabriele Pauli, die ehemalige Landrätin von Fürth, will bei der Landtagswahl im September für die Freien Wähler kandidieren.

Gabriele Pauli, die ehemalige Landrätin von Fürth, will bei der Landtagswahl im September für die Freien Wähler kandidieren.

(Foto: Foto: dpa)

"Ich habe seit Sonntag nur Austrittserklärungen bekommen", sagte die mittelfränkische FW-Bezirksvorsitzende Karin Knorr. Im Bereich Erlangen/Höchstadt drohen nach ihren Angaben ganze Ortsverbände wegzubrechen. Knorr ist irritiert über die Art und Weise der Nominierung. Bei der letzten Sitzung des Bezirksvorstandes habe es aus Nürnberg noch geheißen, Pauli trete nicht an.

Am Sonntag nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub habe sie dann von der gegenteiligen Entscheidung des Ortsverbandes erfahren. Wie viele ihrer Parteikollegen macht auch sie aus ihrer klaren Position keinen Hehl: "Ich persönlich will Pauli nicht." Die Freien Wähler benötigten keine Kandidatin, die schon bei der CSU nicht mehr gefragt ist.

Auch der Landesvorstand habe die Kandidatur missbilligt und die entsprechenden Gremien beauftragt, noch einmal Gespräche zu führen. Somit kommt in die Bezirksversammlung am Mittwochabend in Kammerstein im Landkreis Roth, bei der die Listenplätze der FW-Kandidaten festgelegt werden, ungeahnte Brisanz. Knorr rechnet mit heftigen Diskussionen.

Wobei die Hauptperson gar nicht anwesend sein wird: Die ehemalige Landrätin erholt sich nach Angaben eines Sprechers momentan in der Türkei.

Vorbehalte gegen Pauli

Aus Karlstadt in Unterfranken versucht der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Armin Grein, unterdessen, die Wogen zu glätten. Um die innerparteilichen Kritiker zu befrieden, schlägt er Pauli vor, sich ganz auf ihre Direktkandidatur im Wahlkreis Nürnberg-Nord zu beschränken und keinen Spitzenplatz auf der mittelfränkischen FW-Liste anzustreben. "Ich könnte mir vorstellen, dass man dann zu einer einvernehmlichen Lösung kommen kann", sagte Grein.

Wie Knorr hegt er jedoch ebenfalls Vorbehalte gegen Paulis Direktkandidatur: "Sie ist ja wegen einiger ihrer Positionen auch in der Bevölkerung nicht unumstritten." Andererseits habe sie bei ihrer Rede am CSU-Parteitag gezeigt, dass sie viele Positionen der Freien Wähler vertrete. Unter dem Strich könne die frühere CSU-Rebellin seiner Partei speziell im Wahlkreis Nürnberg schon helfen. "5,1 Prozent mit Pauli sind mir lieber, als 4,9 Prozent ohne sie", sagte Grein mit Blick auf die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Landtag.

Spannend dürfte am Mittwochabend also die Frage werden, welchen Listenplatz die mittelfränkischen Bezirksverbände Gabriele Pauli einräumen. "Unter die ersten zehn wird sie mit Sicherheit nicht kommen", prognostiziert Knorr. Mit der Kandidatur im Wahlkreis Nürnberg-Nord werde man sich aber wohl abfinden müssen: "Die Kreisverbände können nominieren, wen sie wollen."

So kämpfen am deutsch-türkischen Fußball-Abend die Freien Wähler um Listenplätze.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: