Von Gästeliste gestrichen:Glanz ohne Gloria

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Gloria von Thurn und Taxis beim Sommerempfang des Landtags vor zwei Jahren. Dieses Jahr müssen dort auch die Fotografen auf sie verzichten. (Foto: imago)

Für den bayerischen Landtag ist die Postaristokratin Gloria von Thurn und Taxis inzwischen offenbar die falsche Fürstin. Zum Sommerempfang in Schloss Schleißheim ist sie jedenfalls nicht mehr geladen.

Glosse von Matthias Köpf, Regensburg

Gut, was weiß man als einer, der vor kaum mehr als einem Jahrhundert noch als Untertan geboren worden wäre, schon vom sogenannten Hochadel? Es gäbe da gewisse Fachpublikationen, denen zufolge es da wohl auch nicht anders zugehen soll als bei Krethi, Plethi, Hinz, Kunz und all den anderen. Insgesamt stimmt das bestimmt, und die Details gehen ja eigentlich keinen was an. Von außen betrachtet scheint das Berufsleben in jenen Kreisen jedenfalls zu einem nennenswerten Teil von Empfängen geprägt zu sein.

Das wiederum trifft sich teilweise mit den Aufgaben der bayerischen Landtagspräsidentin. Ilse Aigner gibt im Namen des demokratisch gewählten Landtags jedes Jahr einen Sommerempfang auf Schloss Schleißheim, samt Defilee der Gäste und weißen Tischdecken. Die sogenannte Fürstin Gloria von Thurn und Taxis wird von Aigner diesmal allerdings nicht mehr empfangen. Denn die prominente Postaristokratin wurde heuer von der Gästeliste gestrichen.

Ob das jetzt was damit zu tun hat, wen diese Gloria ihrerseits immer so alles empfängt, bleibt offen. Vor ziemlich genau einem Jahr zum Beispiel fanden sich im familiären 500-Zimmer-Schloss St. Emmeram in Regensburg etliche rechte Netzwerker zu einem „Abendessen der WerteUnion e.V. in Anwesenheit Ihrer Durchlaucht Gloria Fürstin von Thurn und Taxis“ ein. Dazu eingeladen hatte der vormalige Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen, der mit dem Spenden-Empfang offenbar eigene politischen Geschäfte finanzieren wollte und aus dem genannten e.V. inzwischen eine Rechtsaußenpartei gemacht hat.

Da im Schloss mag sich die Noch-nie-Fürstin treffen, mit wem sie will, und sich dann gern mit den gewohnten Titeln anreden lassen, obwohl die 1919 abgeschafft wurden. Was aber den Landtagsempfang betrifft, so gibt es kein Gewohnheitsrecht und „keinen Anspruch auf Einladung“, wie es aus dem Landtagsamt heißt. Der Empfang sei nämlich eine „Gelegenheit, das Engagement der Ehrenamtlichen in Bayern zu würdigen“, und das Engagement des gestrichenen Stammgastes Gloria ist nun offenbar oft genug gewürdigt worden.

Es muss also auch mal ohne Gloria gehen. Aber nicht ohne Glanz, „zumal das Haus Thurn und Taxis mit Fürst Albert vertreten sein kann, da dieser die Geschäfte des Hauses leitet“. Aus Sicht von Glorias Sohn ist die Abschaffung des Fürstentitels übrigens gleich noch ein bisschen länger her.

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