Man kennt das eigentlich vom Einzelhandel - meistens nach den Feiertagen: Alles, was noch nicht über den Ladentisch gegangen ist, muss rasch an den Käufer gebracht werden. Alles muss raus: Das gilt auch für Politiker, insbesondere für Horst Seehofer. Einmal bescheinigte er seinem Finanzminister Markus Söder "charakterliche Schwächen" und "Schmutzeleien", dann kanzelte er den damaligen CDU-Bundesminister Norbert Röttgen zur besten Sendezeit im Fernsehen ab ("Sie können das alles senden"). Am Dienstag nun fielen bei Seehofer Weihnachten und Ostern wieder einmal auf einen Tag. Zumindest räumte er sein Lager, in dem sich manches aufgestaut hatte, ziemlich leer.
Diesmal traf es seine CSU unter besonderer Berücksichtigung einiger Hauptdarsteller, ohne diese aber namentlich zu nennen. "Dieses Quatschi-Quatschi-Quatschi" sei "ein Problem", sagte Seehofer und meinte das ausgeprägte Mitteilungsbedürfnis seiner Partei. "Jeder weiß was, jeder redet", klagte er mit der Miene eines Lehrers, der vergebens versucht, seine quasselnden Schüler im Zaum zu halten.
Worüber sich Seehofer ärgerte
Seehofer spielte auf einen Bericht im Spiegel an, wonach er angeblich versuche, sich bereits 2016 wieder für zwei Jahre zum Parteichef wählen zu lassen, obwohl das gar nicht geht. Periodisch wiederkehrende "Gespensterdiskussionen" seien das, die sich leider nicht verhindern ließen.
Seehofer gegen Söder:Ende einer Männerfreundschaft
Dass das Verhältnis zwischen Horst Seehofer und Markus Söder wieder in Ordnung ist, betonen die beiden ständig. Quatsch. In Wirklichkeit herrscht zwischen Ministerpräsident und Finanzminister Eiseskälte. Bei einer internen Besprechung geriet Seehofer jetzt wieder einmal in Rage. Selbst Kraftausdrücke sollen gefallen sein.
Zu Markus Söder, der sich zuletzt wieder als Meister des Nadelstiches erwiesen hatte, sagte Seehofer nichts direkt, was aber nicht bedeutet, Söder komme ungeschoren davon: Die Themen mit dem Finanzminister bespreche er "dort, wo sie hingehören, nicht in der Öffentlichkeit". Und Ilse Aigner, die Seehofer und Söder öffentlich unnötige Machtspielchen vorgeworfen hatte, bedachte er mit der subtilen Botschaft: "Da brauche ich keine Ermahnungen von Mitgliedern der Staatsregierung."
Immerhin, Gott sei es gedankt, sei "dieses Reden, Reden, Reden" die "einzige Schwäche" seiner CSU. Um ihn brauche sich deshalb aber niemand Sorgen zu machen, sagte Seehofer. Übrigens auch nicht die "Großweltstrategen" seiner Partei. Die Debatten der vergangenen Tage seien nichts, was seinen Gefühlshaushalt aufwühle. Glück gehabt.