Frauenquote:Die Quotenfrau, das unbekannte Wesen?

Tun Ihnen Frauen leid? Was ist für Sie männlich? Was trauen Sie Frauen nicht zu? Antworten von fünf - männlichen - Fraktionschefs aus dem Bayerischen Landtag.

Ulrike Heidenreich

In der Debatte um die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote sind es zurzeit vor allem die Frauen der sogenannten Schwesterparteien, die den Ton angeben. Auf Seiten der CDU ringen die Ministerinnen Ursula von der Leyen und Kristina Schröder um die angemessen Höhe und Freiwilligkeit dieser Quote und auf Seiten der CSU lehnt Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer eine Verpflichtung zur Quote als reine "Alibiveranstaltung" komplett ab.

BUNDESTAGSWAHL UNION

In der CSU hat man gerne die starke Frau an seiner Seite: Hier sucht Ex-Parteichef Edmund Stoiber Unterstützung bei Ehefrau Karin.

(Foto: DDP)

Dabei ist es manchmal am aufschlussreichsten, die Herren der Politik und Gesellschaft direkt zu hören. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, ein Mann der qua Amt über machtpolitischem, allzu weltlichem Gehabe stehen sollte, meinte am Dienstag lapidar, dass die Kritik an der Frauenquote nur dazu diene, "männliche Monokulturen auf Leitungsebenen zu stabilisieren". Insgesamt sei es sowieso "nicht nur ungerecht, sondern auch schädlich", wenn Vorstände und Leitungsgremien geschlechtsspezifisch derart eintönig zusammengesetzt seien.

Diese Monokultur ist in der Entscheidungsebene im Landtag besonders ausgeprägt. So sind sämtliche Fraktionsspitzen männlich besetzt - bis auf die Doppelspitze bei den Grünen mit Margarethe Bause und Thomas Mütze. Doch die Herren bewegt das Thema Quote - und wie. Einen Fragebogen der SZ, dem als Grundlage die berühmten Fragebögen von Max Frisch dienten, beantworteten sie rekordverdächtig schnell. Schriftsteller Frisch hat in seinem "Tagebuch 1966-1971" (Suhrkamp-Verlag) existenzielle Fragen des Lebens von Liebe, Heimat bis zum Tod thematisiert und darin scheinbar Selbstverständliches in Frage gestellt. Ein großes Thema sind die Frauen.

Sehen Sie die Antworten der Fraktionschefs auf den folgenden Seiten.

Georg Schmid, CSU-Fraktionschef:

Plenarsitzung im bayerischen Landtag

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Georg Schmid hätte am liebsten eine Welt, in der Männer und Frauen ihre Sichtweisen gleichermaßen einbringen.

(Foto: dapd)

Tun Ihnen die Frauen leid?

Diese Frage verstehe ich überhaupt nicht. Warum denn?

Was bezeichnen Sie als männlich?

Den Schnauzer, den ich bis vor einigen Jahren trug, den würde ich auf jeden Fall als typisch männlich bezeichnen.

Haben Sie hinreichende Beweise dafür, dass sich die Frauen für bestimmte Arbeiten besonders eignen?

Trainerin der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen. So erfolgreich wie die Mädels von Silvia Neid muss man(n) erst mal sein.

Möchten Sie Ihre Frau sein?

Meine Frau engagiert sich sehr stark ehrenamtlich für soziale Einrichtungen, das finde ich großartig und ich unterstütze sie bereits heute dabei.

Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?

Ich lebe am liebsten in einer Welt, in der Frauen und Männer gemeinsam leben und ihre unterschiedlichen Sichtweisen einbringen.

Was trauen Sie der Frau nicht zu: Philosophie?

Die bekannten Philosophen der Geschichte waren zwar in Antike und Mittelalter zumeist Männer, doch in der jüngeren Geschichte zeigten Frauen wie Simone de Beauvoir oder Hannah Arendt, dass Philosophie keineswegs eine Männer-Domäne ist.

Organisation?

Multitasking traut man doch eher den Männern nicht zu.

Kunst?

Clara Schumann soll besser Klavier gespielt haben als Robert Schumann. Und das wundert mich überhaupt nicht, denn Höchstleistungen sind keine Frage des Geschlechts.

Technologie?

Hier können die Frauen meines Erachtens viel mehr, als sie sich selbst bislang zutrauen. Es gibt viele erfolgreiche Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen, aber wir brauchen noch viel mehr.

Politik?

Mit einer Kanzlerin an der Spitze der Bundesregierung erübrigt sich diese Frage wohl.

Was bewundern Sie an Frauen?

Wenn ich alles aufzählen würde, würde der Platz hier nicht reichen.

Hubert Aiwanger (FW): "Frauen sind Organisationstalente"

Hubert Aiwanger, Fraktionschef der Freien Wähler

FW Landesdelegiertentagung - Aiwanger

Hubert Aiwanger, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, lobt das Organisationstalent von Frauen.

(Foto: dpa)

Tun Ihnen die Frauen leid?

Eine Frau ist quasi "per Geschlecht" dazu verurteilt, Dinge aushalten zu müssen, die Männern erspart bleiben. Z.B. haben viele Männer, welche bei der Geburt eines Kindes dabei sind, Mitleid mit ihrer Frau bis zur persönlichen Ohnmacht und Respekt bis ans Lebensende. Mir tun Frauen manchmal dann leid, wenn ich sehe, wie sie sich mit - aus Sicht des Mannes - Kleinigkeiten das Leben schwer machen, die ihnen äußerst wichtig sind, der Mann aber kein Verständnis dafür hat.

Was bezeichnen Sie als männlich?

Eine gewisse Großzügigkeit, Fünfe mal gerad sein zu lassen.

Haben Sie hinreichende Beweise dafür, dass sich die Frauen für bestimmte Arbeiten besonders eignen?

Frauen sind im großen Durchschnitt kommunikativer, einfühlsamer und vielleicht auch geschickter und flinker als Männer, wohl auch deshalb sind sie in Berufssparten, in denen diese Fähigkeiten gefragt ist, stärker vertreten.

Möchten Sie Ihre Frau sein?

Nein, es ist alles ganz gut so wie es ist.

Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?

Sehr gut sogar. Man braucht gar nicht bis ins historische Amazonien zu gehen, wo es ja bereits offensichtlich ganz gut geklappt hat. Am besten klappt es aber wohl, wenn beide Geschlechter zusammenspielen.

Was trauen Sie der Frau nicht zu: Philosophie?

Männliche Philosophen haben schon viel Unfug abgeliefert. Kämen solche Fehlleistungen von Frauen, würde man die Erklärung im Geschlecht suchen.

Organisation?

Frauen sind Organisationstalente, können fünf Dinge gleichzeitig erledigen.

Kunst?

Es gibt Frauen, die sind schon ein Kunstwerk an sich, häufig nur, weil sie den Männern gefallen wollen, ansonsten ist die künstlerische Ader bei Frauen eher besser ausgebildet als bei Männern.

Technologie?

Ist traditionell eher eine Männerdomäne, heißt aber nicht, dass man es der Frau nicht zutrauen kann.

Politik?

Der Einfluss der Frauen auf die Politik ist allgemein größer als es scheint.

Was bewundern Sie an Frauen?

Ihre Schönheit und ihr Durchhaltevermögen.

Markus Rinderspacher (SPD) - traut Frauen (fast) alles zu

Regierungserklärung im bayerischen Landtag

SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher hält Souveränität für männlich.

(Foto: dpa)

Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef

Tun Ihnen die Frauen leid? Warum? Warum nicht?

Nein. Weil Frauen mein Mitleid nicht wollen.

Was bezeichnen Sie als männlich?

Souveränität.

Haben Sie hinreichende Beweise dafür, dass sich die Frauen für bestimmte Arbeiten besonders eignen?

Frauen können die gezielte Distanz besser wahren oder die wünschenswerte Nähe herstellen. Männer hingegen haben weniger die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und haben häufig stets den gleichen Abstand zum Sachverhalt. "Gemischte" Teams nehme ich als erfolgreicher wahr im Vergleich zu "Mannschaften" und harmonischer als reine Frauenzirkel.

Möchten Sie Ihre Frau sein?

Manchmal ja, meistens nein.

Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?

Nein. Eine Welt ohne Männer wäre für Frauen ebenso freudlos wie die umgekehrte Perspektive, oder?

Was trauen Sie der Frau nicht zu: a) Philosophie? b) Organisation? c) Kunst? d) Technologie? e) Politik?

Eindeutig b). Eine vernünftige Zeitorganisation der Morgentoilette, sagt mir meine Lebenserfahrung. Sonst traue ich ihr alles, wirklich alles zu.

Was bewundern Sie an Frauen?

Grazie und Anmut ebenso wie Esprit und Raffinesse.

Thomas Mütze (Grüne): "George Clooney ist männlich"

Klausurtagung der Landesfraktion der Gruenen in Coburg

Grünen-Fraktionschef Thomas Mütze traut Frauen alles zu.

(Foto: dapd)

Thomas Mütze, Grünen-Fraktionschef

Tun Ihnen die Frauen leid?

Frauen sind intelligenter, fleißiger und hübscher als Männer, warum sollten sie mir leid tun? Leid tut mir höchstens, dass das noch nicht alle Männer begriffen haben!

Was bezeichnen Sie als männlich?

Nicht was, sondern wen! George Clooney!

Haben Sie hinreichende Beweise dafür, dass sich die Frauen für bestimmte Arbeiten besonders eignen?

Nein!i

Möchten Sie Ihre Frau sein?

Nicht lange jedenfalls!

Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?

Genauso langweilig wie eine reine Männerwelt, wahrscheinlich!

Was trauen Sie der Frau nicht zu: Philosophie? Organisation? Kunst? Technologie? Politik?

All dies traue ich Frauen zu!

Was bewundern Sie an Frauen?

Ihre Schönheit, ihre Klugheit und ihren Humor!

Thomas Hacker (FDP): Typisch Mann? Das ausgeprägte Reviergehabe

Auftakt der Winterklausur der FDP-Landtagsfraktion

FDP-Fraktionschef Thomas Hacker hat für die Gebiete Philosophie, Kunst, Technologie Namen begabter Frauen parat.

(Foto: dpa)

Thomas Hacker, FDP-Fraktionschef

Tun Ihnen die Frauen leid?

Frauen tun mir nicht mehr oder weniger leid als Männer. Entscheidend ist doch, in welchen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen ein Mensch lebt, nicht, welches Geschlecht er hat.

Was bezeichnen Sie als männlich?

Hin und wieder ein ausgeprägtes Reviergehabe, bei dem es weniger um die Sache geht, als um die eigene Geltung. Oft hinderlich.

Haben Sie hinreichende Beweise dafür, dass sich die Frauen für bestimmte Arbeiten besonders eignen?

Frauen wird oft besondere Einfühlsamkeit zugeschrieben, was sie gerade für Arbeiten im Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenslagen prädestiniert. Aber aus meiner Erfahrung können das auch Männer, wenn Sie es nur wollen.

Möchten Sie Ihre Frau sein?

Dann wäre ich ja mit mir selbst verheiratet. Das stelle ich mir schwierig vor.

Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?

Vorstellen kann ich mir Vieles. Aber interessanter ist's doch zweifelsohne so, wie es ist.

Was trauen Sie der Frau nicht zu: Philosophie?

Traue ich Frauen absolut zu. Nur weil in der Vergangenheit die Mehrzahl der legendären Philosophen Männer waren, heißt das nicht, dass sich das nicht auch einmal ändern könnte.

Organisation?

Frauen organisieren vielleicht anders - aber keinesfalls schlechter. Vielleicht sind wir Männer in organisatorischen Dingen manchmal päpstlicher als der Papst.

Kunst?

Frida Kahlo, Paula Modersohn-Becker, Niki de Saint Phalle, Käthe Kollwitz - noch Fragen?

Technologie?

Gerade in der Technologie waren es Frauen, die besonderen Mut aufwiesen: Bertha Benz (erste Fernfahrt mit einem Automobil), Amelia Earhart (Erster Mensch mit zwei Atlantiküberquerungen), Hanna Reitsch (40 Rekorde in allen Flugzeugklassen und -typen).

Politik?

In der FDP haben wir starke Frauen und Männer, die Politik machen. Die kann man hier gar nicht alle aufzählen - und das sogar ohne Frauenquote!

Was bewundern Sie an Frauen?

Dass Sie - auch bei uns in der Politik - den Blickwinkel erweitern. Und dass sie die Herausforderungen, die sich in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf ergeben, viel vorbildlicher meistern als wir Männer dies oftmals tun.

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