Kinder-Wünsche für die GanztagsbetreuungFußballplatz, gesundes Essen, Zeit für Hausaufgaben

Lesezeit: 2 Min.

Nach der Grundschule gehen immer mehr Kinder in Bayern in die Nachmittagsbetreuung. Ob sie dort dann Sport machen, kreative Projekte oder beaufsichtigt spielen, liegt meist am Träger.
Nach der Grundschule gehen immer mehr Kinder in Bayern in die Nachmittagsbetreuung. Ob sie dort dann Sport machen, kreative Projekte oder beaufsichtigt spielen, liegt meist am Träger. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Ab 2026 gilt in Bayern der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter. Der Ausbaubedarf ist groß.  Eine Kommission hat nun Empfehlungen erarbeitet - und mal nachgehört, was die Kinder eigentlich wollen.

Von Joshua Sprenger

Ungewöhnlich große Einigkeit herrschte im Pressekonferenzsaal des bayerischen Landtags, als die Mitglieder der Kinderkommission ihre Empfehlungen Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) vorstellten. Es sei „ein demokratisch schönes Erlebnis“ gewesen, sagte Mia Goller (Grüne), und erst das „zweite Mal, dass die Kommission sich in meiner Zeit auf ein Positionspapier einigen konnte“, so Doris Rauscher (SPD), die seit 2013 Teil des Gremiums ist. Jede im Landtag vertretene Fraktion stellt ein Mitglied.

Dabei birgt das Thema durchaus Spannungspotenzial: Ab 2026 gilt – zunächst schrittweise – der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter. Das heißt: mehr Kinder, mehr Plätze, mehr Personal, mehr Kosten. Auch wenn die Kommissionsvorsitzende Melanie Huml (CSU) betont: „Es ist ein Anspruch, keine Pflicht.“ Bis zum Schuljahr 2029/30 rechnet der Freistaat mit einem Ausbaubedarf von bis zu 130 000 Plätzen.

SZ Bayern auf Whatsapp
:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren

Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründe direkt aufs Handy bekommen möchten.

Um den Ausbau kindgerecht zu gestalten, hat die Kommission neun Empfehlungen erarbeitet – und sie der Ministerin vorgestellt. Der wichtigste Grundsatz: „Wir wollen nicht über die Kinder, sondern mit den Kindern reden“, sagt Huml. Um diesen Anspruch zu unterstreichen, haben die Abgeordneten einen kurzen Film mitgebracht. Kinder kommen mit ihren ganz unterschiedlichen Anliegen selbst zu Wort. Sie wünschen sich einen Fußballplatz, kostenlose Ausflüge, gesünderes Essen, mehr Personal und ausreichend Zeit für die Hausaufgaben.

Entstanden ist der Film bei einem Besuch der Abgeordneten in einer Münchner Kita sowie bei einem Videotelefonat mit einer Mittagsbetreuung in Oberfranken. „Da haben wir so 250 bis 300 Stimmen von Kindern gesammelt“, sagt Huml – lässt aber offen, ob die Abgeordneten tatsächlich mit jedem Kind einzeln gesprochen haben. Ergänzt wurde das Material durch einen Aufruf über die Social-Media-Kanäle des Landtags, eigene Anliegen einzuschicken. Daraus sind die Empfehlungen an die Ministerin entstanden – unter anderem zur Verbesserung der Verpflegung, zur stärkeren Beteiligung von Kindern an Entscheidungen und zur Integration außerschulischer Aktivitäten.

Ein zentrales Anliegen ist auch die „bessere Abstimmung zwischen Angeboten von Schulen und anderen Trägern“, wie es die Kommission formuliert. Nicht selten hakt es gerade an diesen Schnittstellen zwischen der Schule am Morgen und Nachmittagsbetreuung durch externe Träger, wenn mal die einen und mal die anderen zuständig sind. Neu ist, dass Angebote etwa von Sport- oder Musikvereinen künftig zur Erfüllung des Rechtsanspruchs anerkannt werden sollen. Auch der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, an dessen Verhandlung Scharf beteiligt war, hält das fest. Und, wenn Ehrenamtliche mithelfen, wird das Personalproblem kleiner: Lehrer wie Erzieher und Sozialpädagogen fehlen überall.

„Das bietet auch den Vereinen die Chance, Nachwuchs zu gewinnen“, erklärt Huml. Bereits am Dienstag hatte Ministerpräsident Markus Söder nach der Kabinettssitzung angekündigt, bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf die Vereine zu setzen und sie „in den Schulsport zu integrieren.“ Sozialministerin Scharf nahm die Empfehlungen am Mittwoch dankbar entgegen: „Die Kommission gibt den Kindern eine Stimme.“ Sie werde die Anregungen in ihre Arbeit einfließen lassen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungTeilzeit von Lehrkräften
:Lösung für den Lehrermangel: Betreut Kleinkinder und alte Menschen!

SZ PlusKommentar von Anna Günther
Portrait undefined Anna Günther

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: