Landshut:Theatersanierung wird fortgesetzt

Stadttheater Landshut

Das Landshuter Stadttheater ist seit Jahren marode.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Trotz genehmigter Millionen bleibt der Zeitplan der Umsetzung unklar

Von Andreas Glas, Landshut

Nein, sagt Jochen Decker, "ich habe keinen Grund, mich zu freuen". Decker ist Schauspieler am Landshuter Stadttheater. Acht Stunden saß er am Mittwoch auf der Besuchertribüne im Stadtrat. Und sah zu, wie die Stadträte nun doch beschlossen, die Planungen für die Sanierung und den teilweisen Neubau des Theaters fortzusetzen. Vor knapp drei Wochen hatte die Stadt noch entschieden, das 50-Millionen-Euro-Bauprojekt bis ins Jahr 2024 einzufrieren - obwohl längst ausgemacht war, das Theater bis dahin fertigzustellen. Kein Grund sich zu freuen? Nein, sagt Decker noch mal. Seit Mittwoch sei das Projekt endgültig "hinter dem Ereignishorizont verschwunden".

Es gibt zwei Lesarten der Haushaltssitzung, die am Mittwochabend nach stundenlanger Debatte zu Ende ging. Man setze ein "Signal, an dem Projekt festhalten und dieses so rasch wie möglich realisieren zu wollen", mit diesen Worten lässt sich Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz (FDP) zitieren. Es ist ja tatsächlich so, dass der Stadtrat 1,85 Millionen Euro in den Haushalt 2020 aufgenommen hat, um die Planungen des Bauprojekts im kommenden Jahr voranzutreiben. Doch ob und wann die Theaterpläne umgesetzt werden, ist genauso unklar wie vor der Stadtratssitzung.

Das neue Stadttheater sei "nicht komplett auf Eis gelegt", stehe aber weiterhin "in den Sternen". So formuliert es Stadträtin Sigi Hagl, die im Frühjahr 2020 für die Grünen als OB-Kandidatin antreten wird. Ihre Fraktion hatte am Mittwoch noch den Antrag gestellt, am ursprünglichen Zeitplan für Sanierung und Neubau festzuhalten. Die Mehrheit der Stadträte stimmte allerdings gegen den Grünen-Antrag. Damit sei "eine wichtige Investition" verpasst worden, sagt Hagl. Sie befürchtet nun nicht nur das Aus des Stadttheaters, sondern auch das Ende der Theater in Passau und Straubing, die mit Landshut einen Zweckverband bilden.

Um das Theater zu retten und zugleich Investitionen in den Schulbau stemmen zu können, fordert Hagl eine höhere Neuverschuldung der Stadt. Ohne neue Schulden werde man den "Sanierungsstau" in Landshut immer weiter "vor uns herschieben". Dagegen sprach sich die Mehrheit der Stadträte dafür aus, dass mit dem Freistaat und der Regierung von Niederbayern "weitere Möglichkeiten einer noch stärkeren finanziellen Unterstützung der Stadt ausgelotet werden" sollen, um das Theater-Projekt doch noch in einem absehbaren Zeitraum zu verwirklichen. Schauspieler Decker und seine Kollegen planen derweil eine Kundgebung, um den Druck auf die Stadt weiter zu erhöhen. In einer Online-Petition hatten bis zum Donnerstag mehr als 15 000 Menschen ihre Stimme für die Theater-Rettung abgegeben. Weil das Stammhaus marode ist, müssen die Theatermacher seit rund sechs Jahren auf eine Zeltbühne am Stadtrand ausweichen. Bleiben Neubau und Sanierung eingefroren, "ist das Theater erledigt", sagt Intendant Stefan Tilch.

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