PR-Spektakel:Warum in Landshut Fallschirmspringer vom Himmel stürzen

PR-Spektakel: Fallschirmspringer Max Manow gleitet in Landshut wenige Zentimeter über der Isar.

Fallschirmspringer Max Manow gleitet in Landshut wenige Zentimeter über der Isar.

(Foto: Max Manow)

Die Stadt will mithilfe von Red Bull und seinen Extremsportlern endlich einmal so richtig cool sein. Um die Details der Aktion machen die Verantwortlichen aber ein Geheimnis.

Von Simone Kamhuber

Seit Dienstag wundern sich die Menschen in Landshut, warum Hubschrauber und Propellermaschinen über ihrer Stadt dröhnen, aus denen sich reihenweise Extremsportler in die Tiefe stürzen. Achtung Spoiler: Es ist ein Werbespektakel des Energydrink-Riesen Red Bull zusammen mit einer Landshuter PR-Agentur und dem Stadtmarketing. Die Heimlichtuerei darum war groß. Die Aktion, für die Straßen gesperrt werden mussten, wurde vorher nicht angekündigt. Passanten richteten ihre Handykameras trotzdem in den Himmel - und wunderten sich.

Auf einer Pressekonferenz berichtete einer der Fledermausmänner, er habe das Dach der Martinskirche mit den Zehenspitzen gestreift. Er und seine Kumpels stürzten mit über 100 km/h im Wingsuit auf die Isar zu, um dann mit dem Fallschirm auf einer schwimmenden Plattform zu landen. Und was hat die Stadt davon? "Die Geschichte und Kulisse Landshuts soll mit etwas Neuem, Jugendlichem kombiniert werden", verrät Landshuts Wirtschaftsförderer Michael Luger. Anders ausgedrückt: Sie wollen mit ihrem Red-Bull-Projekt endlich mal cool sein, die Landshuter, die sonst mehr für ihr Mittelalterfest berühmt sind.

Deshalb, so lautet der Wunsch der Stadt, solle die Presse noch die Füße stillhalten - und nur das verraten, was ins Marketingkonzept passt. Auf Neudeutsch: mit Cliffhanger anteasern, ohne zu spoilern. Aufgelöst werde das Rätsel Ende August, wenn Red Bull und die Werbeagentur ihr "Material" veröffentlichen. Es wird wohl kaum ein Podcast sein, sondern mehr so ein Actionclip.

Zugegeben, ein abgestürzter Fallschirmspringer käme nicht so gut an, sagt Michael Luger über die Aktion. Aber sie hätten die "absoluten Vollprofis" engagiert. Das vierköpfige Red-Bull-Skydive-Team schießt sonst über freie Flächen hinweg oder bei Red-Bull-Formel-1-Events über die Zuschauer. Das haben sie schon einige Tausend Mal so gemacht. Doch sich den Weg durch Landshuts enge Altstadt und an Brücken vorbei zu bahnen, das ist neu - und ein großes Risiko, wie Skydiver Max Manow bestätigt.

Und wer hat das Himmelfahrtskommando finanziert? "Unbezahlbar", drucksen die Stadtvertreter herum. Red Bull wird die Doku auf der ganzen Welt vermarkten: Landshut als Werbebanner des österreichischen Brauseherstellers - eine Win-win-Situation. Aber psst, bis Ende August müssen alle noch wegschauen und weghören.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivUnternehmensbeteiligung
:Söders Paragrafenstreicher und Sauters Firma

Im April traten in Bayern schärfere Abgeordnetenregeln in Kraft. Walter Nussel, unter Söder zuständig für Bürokratieabbau, zog sich just da aus einem gemeinsamen Unternehmen mit dem früheren CSU-Strippenzieher Alfred Sauter zurück. Ein Zufall?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: