Süddeutsche Zeitung

Landshut:"Pulsierend"

Der Landkreis Landshut wird deutlichen Zuzug erleben

"Ehrlich gesagt, halte ich diese Entwicklung für nicht ganz gesund", sagt der Stellvertretende Landrat Fritz Wittmann (FW) angesichts des pulsierenden Wachstums, das den Landkreis Landshut erfasst hat. Manche Zahlen stimmen in der Tat nachdenklich. Eine aktuelle Studie zum Thema "Wohnen in Deutschland" verrät, dass die Immobilienpreise im Landkreis Landshut seit 2005 um 76,7 Prozent gestiegen sind und in der Stadt Landshut sogar um 101 Prozent. Weniger gebaut wird deshalb nicht. Im Gegenteil: Trotz der immensen Teuerung beschleunigt sich der Zuzug in die Region ungebremst.

Den Prognosen zufolge muss bis 2033 die Hälfte der niederbayerischen Gemeinden mit einer steigenden Bevölkerungszahl rechnen. Der größte Zuwachs konzentriert sich auf den Landshuter Raum. Am deutlichsten werden die in der Nähe der Stadt Landshut gelegenen Gemeinden Buch am Erlbach (plus 17,4 Prozent) und Schalkham (plus 15,3) wachsen. Die Stadt Landshut wird bis 2033 schätzungsweise 5600 zusätzliche Einwohner haben (plus 7,6). Dabei ist zu berücksichtigen, dass zuletzt alle Prognosen zu Landshut weit übertroffen wurden. Welche Dynamik im Gange ist, zeigt ein Blick zurück. 1972 hatte der Landkreis Landshut knapp 98 000 Einwohner. Heute sind es fast 160 000.

Woher kommt diese Anziehungskraft? Die abwechslungsreiche Kulturlandschaft, die sich vom Isar-Inn-Hügelland bis in die Hallertau erstreckt, trägt gewiss das ihre bei. Fritz Wittmann zählt aber noch wichtigere Gründe auf: zum einen das ausgewogene Arbeitsplatzangebot, zum anderen die Nähe zum Münchner Flughafen und die gute Verkehrsanbindung. Ideale Parameter, um sich im Großraum München zum Zuzugsgebiet zu mausern. Hier beginnt aber das Problem für die einheimische Bevölkerung, die unter den explodierenden Baulandpreisen ächzt, während die Münchner Klientel Preise von 500 Euro pro Quadratmeter für ein Schnäppchen hält. Die Nachfrage sei unglaublich, sagt Wittmann, es gebe Orte, in denen sich tausend Bewerbungen für einen Baugrund stapeln. Die Politik gerate da in einen Zwiespalt. Über allem stehe die Frage, ob dieser Druck und dieses Tempo verträglich sind. Die Kommunen hätten mit der Bauleitplanung ein starkes Instrument, um die Nachfrage zu lenken, sagt Wittmann. Auf der anderen Seite stünden die Interessen der Grundbesitzer und des freien Marktes. Im Flächenlandkreis Landshut sei noch Platz da, sagt Wittmann. Aber ewig könne es so nicht weitergehen. Lösungen zu finden sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.

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SZ vom 26.08.2021 / hak
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