Süddeutsche Zeitung

Landshut:Flüchtlinge wehren sich gegen Umzug

Der Bus stand schon da, aber keiner ist eingestiegen: Mehrere Dutzend Asylbewerber haben sich erfolgreich einem Umzug in den Bayerischen Wald verweigert.

Mehrere Dutzend Flüchtlinge in Landshut wehren sich gegen einen von der Regierung von Niederbayern geplanten Umzug in eine etwa 100 Kilometer entfernte Unterkunft. Rund 70 Personen weigerten sich am Donnerstag, in den für den Transport nach Schöllnstein bereitgestellten Bus einzusteigen, sagte Regierungssprecher Michael Bragulla.

Was aus den Flüchtlingen wird, war zunächst unklar. Die betroffenen Personen, die seit Jahren in den Baracken untergebracht sind, verstehen nicht, warum sie in ein Dorf umgesiedelt werden sollen. "Keiner will weg", sagte ein 33 Jahre alter Iraker, der seit vier Jahren in Landshut lebt. Ein anderer Bewohner sagte: "Die Behörden haben uns schon viel versprochen, ohne sich daran zu halten."

Nach jüngsten Erkenntnissen ist ihre Landshuter Unterkunft jedoch einsturzgefährdet und muss daher geräumt werden. Die Regierung von Niederbayern hatte den Flüchtlingen eine Garantie für ihre Rückkehr gegeben. Sie sollen nach dem vorübergehenden Aufenthalt in Schöllnstein in einer ehemaligen Kaserne untergebracht werden. Regierungssprecher Bragulla sagte aber: "Die Kaserne ist definitiv nicht morgen bezugsfertig." Bis das der Fall ist, sollen sich die Stadt Landshut und soziale Einrichtungen um die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge kümmern.

Für die Flüchtlinge hat die Stadt auf dem ehemaligen Militärgelände nun Notunterkünfte eingerichtet. Zunächst sind dort laut Bragulla 19 Flüchtlinge eingezogen. Etwa 30 Asylbewerber waren bei der Räumung der alten Landshuter Holzbaracken nicht anwesend. Ob diese Männer und Frauen sich nun selbst Privatunterkünfte gesucht haben, war zunächst unbekannt. Für 20 weitere Asylbewerber hatte die Regierung schon vorab ein kleineres Wohnheim in Landshut als Alternative organisiert.

Michael Bragulla, der Sprecher der Regierung von Niederbayern, warf dem Rat am Donnerstag noch einmal vor, die Flüchtlinge bei deren Protest gegen einen Umzug beeinflusst zu haben. Der Flüchtlingsrat wies die Kritik zurück. Die Asylbewerber hätten schon "jahrelang unter den menschenunwürdigen Bedingungen in Landshut leiden" müssen.

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