Landschule:Sailer-Gymnasium Dillingen

"Schnuckeliges Schwaben" denkt man auf der Fahrt durch den Landkreis Dillingen an der Donau. Hinter Augsburg geht es von der Autobahn runter, die schmalen Straßen führen durch Felder und Dörfer. Auf 792 Quadratkilometern leben 93 000 Menschen in 27 Kommunen, die meisten haben weniger als 3000 Einwohner. Es gibt vier Gymnasien und drei Realschulen. In der Kreisstadt Dillingen steht die Akademie für Lehrerbildung. In dem früheren Jesuitenkolleg aus der Renaissance wurden jahrhundertelang Priester ausgebildet. Das Landratsamt beschreibt die Situation an der Grenze zu Baden-Württemberg als krisenfest bei extrem niedriger Arbeitslosenquote. Einen Makel gibt es aus Sicht der Gymnasial-Direktoren: Die Übertrittsquote liegt bei nur 29 Prozent, dabei hätte die Hälfte der Grundschüler die Noten fürs Gymnasium. Doch die Schulwege sind lang, und der Nachmittagsunterricht im G 8 nervt.

Das Dillinger Johann-Michael-Sailer-Gymnasium gilt als eines der ältesten Schwabens. 1550 wurde die Schule gegründet und 220 Jahre von Jesuiten geleitet. Bis ins 19. Jahrhundert bereiteten sich Männer am Gymnasium und am benachbarten Kolleg auf das Priesteramt vor. Heute ist die Schule ein klassisches Landgymnasium mit 760 Schülern, 65 Lehrern und großem Einzugsgebiet. Die Kinder sind bis zu zwei Stunden täglich im Bus unterwegs, um in der Kreisstadt am Sailer- Gymnasium im sprachlichen, humanistischen oder naturwissenschaftlichen Zweig zu lernen. Entsprechend groß war das Interesse der Kinder am Modellversuch: drei Plus-Klassen und eine G-8-Klasse bilden die achte Jahrgangsstufe.

Der Direktor des Dillinger Johann-Michael-Sailer-Gymnasiums haust gerade im ehemaligen Schlafzimmer seines Hausmeisters. Vorübergehend. Kurt Ritter nimmt es mit Humor. Die Schule wird noch zwei Jahre lang saniert. Trotzdem holte Ritter das Pilotprojekt an die Donau und hat gleich mal mehr Raumbedarf angemeldet. Wenn das neunjährige Gymnasium kommt, gäbe es mit mehr als 900 Kindern sonst "kein freies Loch" mehr. Neues reizt den 58-Jährigen, er will mitgestalten und versuchen, das Gymnasium weiterzuentwickeln, auch mit der Mittelstufe Plus. Seit 13 Jahren ist der Augsburger in der Schulleitung des Dillinger Gymnasiums, seit drei Jahrzehnten Lehrer für Sport, Erdkunde und Religion. Erst mit dem Wechsel ans Sailer-Gymnasium musste er nicht mehr pendeln. Die Familie lebt im Nachbarort Lauingen.

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