Flächenfraß:Eine Reise durch Beton-Bayern

Hallen, Äcker, Autobahnen - bei anhaltender Entwicklung könnte es nur noch 80 Jahre dauern, bis der Großraum Deggendorf-Plattling komplett zugebaut ist.

Von Sebastian Beck (Fotos) und Hans Kratzer (Text)

5 Bilder

Baustelle A92

Quelle: Sebastian Beck

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Die Landschaften links und rechts der A 3 (Regensburg-Passau) sowie der A 92 (München-Deggendorf) ändern in einer atemberaubenden Geschwindigkeit ihr Gesicht. Der Markt Wallersdorf zählt gut 7000 Einwohner. Auf einer Fläche von 42 Hektar entstand hier ein Logistikzentrum des Autokonzerns BMW, der das ökonomische Herz Niederbayerns bildet. Das Bild zeigt die Baustelle. Die wichtigste Entscheidung für den Aufschwung der Region war zweifellos der Ausbau des BMW-Werks in Dingolfing in den Siebzigerjahren, heute sind dort fast 20 000 Menschen beschäftigt.

Solarpark

Quelle: Sebastian Beck

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Ein Solarpark an der A 92: Die an Autobahnen angrenzenden Kommunen spielen wirtschaftlich in einer Liga, von der sie früher nur träumen konnten. Entlang der A 92 macht sich eine Goldgräberstimmung breit, fast wie an der A 9, wo ein Gewerbegebiet nach dem anderen aus dem Boden sprießt. Hier wie dort weicht die alte Sakrallandschaft mit brutaler Wucht einer Betonwelt.

Pelletheizwerk

Quelle: Sebastian Beck

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Bei Bad Füssing wurde ein Pelletheizkraftwerk als Kitsch-Burg getarnt. Auch heute kehren manche Bayerwäldler ihrer Heimat den Rücken, meistens aus beruflichen Gründen. Aber in die Ferne ziehen sie nicht mehr unbedingt. Sie verlegen ihren Wohnsitz einfach einige Dutzend Kilometer nach Süden, vor allem in die boomende Gegend rund um Deggendorf, die durch die Autobahnen A 92 und A 3, durch die Donau sowie durch den Eisenbahnknoten Plattling mittlerweile weitaus besser erschlossen ist als viele andere Regionen in Bayern. Zentralstädte wie Regensburg, Passau, Linz und München mitsamt Flughafen sind nun nah herangerückt. Im Raum Deggendorf bündeln sich die Verkehrsströme wie in einem Umspannwerk, bevor sie in alle Himmelsrichtungen weitergelenkt werden.

Plattling

Quelle: Sebastian Beck

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Nördlich von Plattling bedecken Plastikbahnen ein beheiztes Feld. Weite Flächen sind mit Fotovoltaikanlagen zugepflastert, wuchernde Siedlungen verschlingen immer mehr Land. Der Landschaftsarchitekt Georg Kestel hat ausgerechnet, dass es bei anhaltender Entwicklung nur noch 80 Jahre dauert, bis der Großraum Deggendorf-Plattling komplett zugebaut ist.

Vogelscheuche

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Der Dichter Herbert Achternbusch hat die Stadt Plattling groberweise "das Nichts" genannt. Aber drum herum schaut es noch viel schlimmer aus. Der fruchtbare Lößböden hob die Region schon früh vom übrigen Niederbayern ab. Gegen diese Kornkammer konnte das übrige Niederbayern jedoch nicht anstinken, weshalb es bis in die 60er Jahre hinein als das "Armenhaus Bayerns" galt. Die wirtschaftliche Situation in Ostbayern war tatsächlich desolat. Nicht umsonst hatten die miserablen Lebensbedingungen viele Bürger zur Auswanderung nach München oder nach Amerika gezwungen.

© SZ.de/infu; haeg
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