Miesbacher Amigoaffäre:Fleischpakete von der Sparkasse

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Der Prozess ist bei den vielen kleineren und größeren Geschenken angekommen, mit denen Sparkassen-Chef Bromme die Mitglieder des Verwaltungsrats, den Landrat sowie allerlei andere mehr oder minder wichtige Menschen im Umfeld der Sparkasse bedacht haben soll. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)
  • Die Staatsanwaltschaft legt dem früheren Landrat Kreidl, Sparkassen-Chef Bromme und zwei Sparkassen-Managern Untreue, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung in zahlreichen Fällen zur Last.
  • Vor Gericht geht es neben sehr kuriosen Geschenken um aufwendige bis luxuriöse Reisen für die Verwaltungsräte und für die Bürgermeister aus dem Landkreis Miesbach.
  • Ebenso um Sponsoring nach Gutsherrenart und um mehr als gediegene Geburtstagsfeiern, welche die Sparkasse für Kreidl und für den früheren Vizelandrat Arnfried Färber ausgerichtet haben soll.

Von Matthias Köpf, München

Eine Kaffeemaschine, ein Toaster und zwei Goldmünzen seien wohl später noch zurückgegeben worden, sagt der Mann von der Miesbacher Kreissparkasse. Von der "Fotodose" habe er sich eigens eine Beschreibung geben lassen bei dem Jagdsportgeschäft in gediegener Salzburger Altstadtlage, in dem sie der damalige Sparkassen-Chef Georg Bromme 2009 persönlich für 2146,98 Euro gekauft habe. So eine Schachtel aus graviertem Sterlingsilber habe sich dann aber nirgends mehr gefunden in den Amtsräumen des früheren Landrats Jakob Kreidl (CSU) im Miesbacher Landratsamt, und das edle Schreibset für etliche Hundert Euro auch nicht.

Der Prozess wegen der 2014 aufgeflogenen Miesbacher Amigoaffäre rund um Kreidl und Bromme ist nach drei Monaten bei den vielen kleineren und größeren Geschenken angekommen, mit denen der Sparkassen-Chef Bromme die Mitglieder des Verwaltungsrats, den Landrat Kreidl als dessen Vorsitzenden sowie allerlei andere mehr oder minder wichtige Menschen im Umfeld der Sparkasse bedacht haben soll. Unter anderem gab es offenbar allerlei Messer und Tücher mit Jagdmotiven, Körbe mit Wildbret, Füllfedern, Koffer und teure Schirme. Laut einer Zeugenaussage ließ Bromme einen Fahrer vor Weihnachten Fleischpakete ausliefern. Er selbst soll seinem Hund auf Kosten der Sparkasse ein Thermobett und sich zum Geburtstag eine Spiegelreflexkamera gegönnt haben.

Miesbacher Amigoaffäre
:Ex-Landrat Kreidl: Wollte nur das Beste für den Landkreis

Vier Männer stehen vor Gericht, weil sie einen Schaden von 1,25 Millionen Euro verursacht haben sollen. Unter anderem mit einem rauschenden Geburtstagsfest und einem "James-Bond-Ausflug".

Von Matthias Köpf

Die Staatsanwaltschaft legt Kreidl, Bromme und zwei Sparkassen-Managern Untreue, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung in zahlreichen Fällen zur Last. Neben den Geschenken geht es um aufwendige bis luxuriöse Reisen für die Verwaltungsräte und für die Bürgermeister aus dem Landkreis Miesbach, um Sponsoring nach Gutsherrenart und um mehr als gediegene Geburtstagsfeiern, welche die Sparkasse für Kreidl und für den früheren Vizelandrat Arnfried Färber ausgerichtet haben soll. Die fast 120 000 Euro teure Feier zu Kreidls Sechzigstem 2012 hatte den Skandal ins Rollen gebracht. Er kostete dem nach anderen Affären bereits angeschlagenen Kreidl 2014 endgültig die Wiederwahl.

Kreidl und Färber sollen von Bromme insgesamt auch die meisten und teuersten Geschenke erhalten haben, sagt dessen ehemaliger Vorstandssekretär am Montag als Zeuge vor dem Landgericht München II. Er war es auch, der von Brommes Nachfolger beauftragt worden war, die teuren Geschenke wieder einzusammeln. Damit war er im Miesbacher Landratsamt nur teilweise erfolgreich. Trotz dieser Bemühungen sitzt der bis heute amtierende Nachfolger Brommes ebenfalls auf der Anklagebank. Als Vorstand soll er damals selbst an vielen der vergnüglichen Verwaltungsratsreisen teilgenommen haben - teils zusammen mit seiner Ehefrau, so wie auch ein weiterer ehemaliger Vorstand, der aber recht schnell versucht hat, die Sparkasse mit ihrem offenbar recht selbstherrlich regierenden Chef Bromme wieder zu verlassen.

Die Geschenke von Bromme will Kreidl nicht für sich persönlich genommen haben

Die beiden Manager lassen ihre Anwälte am Montag verkünden, dass sie jeweils einen vierstelligen Betrag für die Reiseteilnahme ihrer Ehefrauen und für andere überzogene Ausgaben während der Fahrten zurückzahlen. Kreidl spricht zum wiederholten Mal von einem "unguten Gefühl", dass ihn bei manchen Reisen angesichts der Kosten beschlichen habe. Zu seinem heutigen Bedauern hat er dem nicht nachgegeben. Andere Fahrten seien schlicht "gängige Praxis" gewesen. Die Geschenke von Bromme will er nicht persönlich genommen, sondern sie gleichsam als Ausstattung für den amtierenden Landrat betrachtet haben. Zu Hause habe er die Sachen jedenfalls nicht. Im Landratsamt fand sich nach Angaben des Zeugen aber nur ein Füller und eine Silberdose mit graviertem Rehkopf, voll mit Büroklammern.

Für Mittwoch hat die Kammer ein Rechtsgespräch angekündigt. Bei einer Verständigung könnte sich das Verfahren für den einen oder anderen Angeklagten erledigen. Bisher stehen für Kreidl und Bromme Strafen von höchstens eineinhalb bis zwei Jahren auf Bewährung zur Debatte.

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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