Süddeutsche Zeitung

Landkreis Traunstein:Felsbrocken stürzt auf Haus - Familie verschüttet

Im bayerischen Stein begräbt ein Fels ein Wohnhaus unter sich - mindestens ein Mensch stirbt dabei. Die Suche nach den übrigen Verschütteten läuft.

H. Effern

Im oberbayerischen Stein an der Traun (Landkreis Traunstein) ist am Montagabend bei einem Felssturz mindestens eine Person ums Leben gekommen, drei weitere Menschen wurden verschüttet.

Kurz vor 20 Uhr war ein tonnenschwerer Felsbrocken auf ein Einfamilienhaus gestürzt und hatte das gesamte Gebäude zerstört. Gegen 23 Uhr wurde eine erste Person tot geborgen, vermutlich handelte es sich um den 45 Jahre alten Familienvater. Eine halbe Stunde später hatten die Retter Sichtkontakt zu allen drei anderen Verschütteten. Eine Person war nicht ansprechbar, zu den beiden anderen hatten die Retter Rufkontakt.

In dem Haus hielt sich nach Angaben der Polizei zum Zeitpunkt des Unglücks vermutlich vier Personen auf, die durch den Felssturz verschüttet wurden. "Es steht jedenfalls zu befürchten, dass sich die komplette vierköpfige Familie - die beiden Eltern und ihre 18 und 16 Jahre alten Kinder - in dem Haus aufgehalten haben", sagte ein Polizeisprecher. Die Mutter der Kinder ist 40 Jahre alt.

Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei, Technischem Hilfswerk und Rotem Kreuz eilte an die Unfallstelle und suchte nach den Verschütteten. Die Rettungsmaßnahmen gestalteten sich als äußerst schwierig, wie Polizeisprecher Franz Sommerauer sagte: "Wir können kein schweres Räumgerät einsetzen und müssen uns mit den bloßen Händen vorarbeiten", sagte er. Ein Großteil der Retter war zum Zuschauen verdammt, weil das Betreten der Ruine zu gefährlich war. Nach Angaben des Polizeisprechers war nicht absehbar, wie lange die Rettungsarbeiten dauern würden.

Kurz vor 22 Uhr hatten die Rettungskräfte per Klopfzeichen den ersten Kontakt zu zwei Personen, was Hoffnungen nährte, die Verschütteten lebend bergen zu können. Zu diesem Zeitpunkt war aber nicht abzusehen, ob und wann sie zu den Eingeschlossenen vordringen könnten. Die Rettungskräfte versuchten mit dem Greifarm eines neben der Ruine stehenden Krans den Rest des aus dem Schutt herausragenden Hausdaches anzuheben, um zu den Verschütteten zu gelangen.

Mit bloßen Händen schleppten die Helfer gesplitterte Balken und Ziegelsteine beiseite. Auf dem Schuttkegel waren ein Regal und eine schwarze Jacke zu erkennen, an anderer Stelle ragte eine Antenne aus den Trümmern. Mit Flutlichtstrahlern wurde die Unglücksstelle taghell ausgeleuchtet. Die Bergungsarbeiten wurden erheblich erschwert, weil der Hang, aus dem sich der Felsblock gelöst hatte, weiter abzurutschen drohte.

Der Felsen war aus einer steilen Böschung unterhalb des Burgberges herausgebrochen. Das Haus war mit der Rückseite direkt an den Hang gebaut. Der sich ablösende, etwa 15 Meter große Felsen drückte das Haus nach vorne nieder. Die Ursache für den Felssturz war zunächst unklar. Das Unglück hatte sich offenbar Minuten vorher angekündigt. Ein Auto passierte das Haus gegen 19.40 Uhr. Der Fahrer bemerkte herabfliegende Steine, die auch sein Auto trafen. Kurz darauf setzte eine Angestellter der benachbarten Brauerei den ersten Notruf ab. Als die ersten Feuerwehrmänner wenige Minuten später eintrafen, war das Haus bereits komplett zerstört. Weitere Nachbarhäuser in Stein an der Traun, einem Ortsteil der Stadt Traunreut, wurden vorsorglich von der Polizei evakuiert.

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Quelle:
SZ vom 26.1.2010/jab
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