Landgericht Nürnberg-Fürth:22-Jähriger steht wegen Mordes an zwei Prostituierten vor Gericht

  • 2017 wurden in Nürnberg innerhalb von zwei Wochen zwei Prostituierte getötet.
  • Am Dienstag beginnt am Landgericht Nürnberg-Fürth der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter.
  • Der 22-jährige Angeklagte hat kurz nach seiner Festnahme gestanden, die Frauen getötet zu haben.

Von Claudia Henzler, Nürnberg

Bis vor einem Jahr dürften nur wenige Nürnberger von der Existenz von geschätzt 180 "Modellwohnungen" gewusst haben, die in weiten Teilen der Stadt zu finden sind. Das sind Wohnungen und Appartements in ganz normalen Mehrfamilienhäusern, in denen Frauen als Prostituierte arbeiten - oft ohne jegliche Sicherheitsvorrichtung wie kameraüberwachtem Eingang, Concierge oder Notfallknopf. Bevor das neue Prostituiertenschutzgesetz in Kraft trat, mussten solche bordellähnlichen Einrichtungen in Nürnberg noch nicht mal beim Ordnungsamt angemeldet werden.

Dann, kurz nach Pfingsten 2017, zogen 60 Polizisten durch die Stadt und klopften an den Türen solcher Wohnungen, um die Frauen vor einem möglichen Serientäter zu warnen. Denn innerhalb von zwei Wochen waren zwei Prostituierte ermordet worden. Kurz darauf wurde ein Verdächtiger gefasst, am Dienstag beginnt nun vor der Schwurgerichtskammer des Landgericht Nürnberg-Fürth der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter.

Der Angeklagte soll am 24. Mai 2017 eine junge Frau aus Rumänien gefesselt und beim Sex erwürgt haben. Anschließend, so wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, habe er das Bett angezündet, um seine Spuren zu verwischen - nicht ohne vorher noch Bargeld und das Handy der Toten einzustecken.

Zwei Wochen später, am Pfingstmontag 2017, fanden Polizei und Feuerwehr wieder eine gefesselte Tote in einem brennenden Apartment, eine 44-jährige Frau aus China, die von ihrem Freier bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden war. Sie starb an einer Rauchvergiftung, nachdem der Täter auch dort das Bett angezündet hatte. Auch hier soll der Angeklagte Bargeld mitgenommen haben, das Mobiltelefon des Opfers ließ er allerdings liegen, was die Polizei schließlich auf seine Spur brachte. Denn durch die Anrufliste konnte die Polizei nachvollziehen, mit wem das Opfer in Kontakt stand.

Bei dem Angeklagten handelt es sich um einen arbeitslosen jungen Mann aus Nürnberg, der zum Tatzeitpunkt 21 Jahre alt war, in einer Unterkunft für Wohnungslose lebte und eine Vorliebe für gewalttätige Sexfilme haben soll. Schon kurz nach seiner Festnahme hatte der heute 22-Jährige gestanden, die beiden Frauen getötet zu haben. Er bestreitet aber, dass er die Taten geplant hat.

Laut den Ermittlern sagt der Angeklagte aus, dass es erst in den Modellwohnungen zum Streit über die Bezahlung gekommen sei. Die Staatsanwaltschaft geht dagegen davon aus, dass der junge Mann zur Befriedigung seines Geschlechtstriebs, aus Habgier, heimtückisch und geplant gehandelt hat und wirft ihm deshalb zweifachen Mord vor. Aus Sicht der Anklage ist der Tatverdächtige voll schuldfähig - die Staatsanwaltschaft stützt sich dabei auf die vorläufige Einschätzung eines Sachverständigen.

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