Süddeutsche Zeitung

Babyleichen im Garten:Mordprozess gegen eine Mutter

Eine Frau soll zu Hause zwei Babys geboren und nicht versorgt haben. Die Leichen soll sie dann im Garten vergraben haben. Die Staatsanwaltschaft in Hof geht von niedrigen Beweggründen als Motiv aus: Die bereits vierfache Mutter habe wohl Angst vor dem Gerede der Leute gehabt.

Mehr als 25 Jahre nach dem Tod von zwei Babys im oberfränkischen Bad Alexandersbad steht von diesem Mittwoch an die Mutter der Kinder vor Gericht. Die 53 Jahre alte Frau muss sich vor dem Landgericht Hof wegen zweifachen Mordes verantworten. Sie soll ihre Babys in der eigenen Wohnung zur Welt gebracht und danach völlig unversorgt gelassen haben. Als die Neugeborenen keine Regung mehr zeigten, habe die Frau sie in Plastiktüten gewickelt und später im Garten vergraben.

Die stark verwesten Baby-Leichen waren am 23. Oktober vergangenen Jahres in Bad Alexandersbad (Landkreis Wunsiedel) zufällig bei Bauarbeiten entdeckt worden. Der Grundstücksbesitzer hatte einen Unterstellplatz für Autos bauen lassen. Dafür wurde Erde ausgehoben und abtransportiert. Erst auf der Deponie fiel auf, dass in der Erde zwei Kinderleichen lagen.

Der Angeklagten kamen die Ermittler mit Hilfe eines DNS-Gutachtens auf die Spur. Sie sitzt seit knapp einem Jahr in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft geht von niedrigen Beweggründen als Motiv aus: Die Frau sei bereits Mutter von vier Kindern gewesen. Sie habe Angst vor dem Gerede der Leute gehabt und die finanzielle Mehrbelastung durch weitere Kinder nicht hinnehmen wollen. Das Gericht hat zunächst zehn Verhandlungstage bis 21. November angesetzt. Für die Beweisaufnahme sind vier Sachverständige und 33 Zeugen geladen.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2014 / dpa
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