Landespolitik:Der Weg von Claudia Stamm führt direkt ins politische Aus

Claudia Stamm tritt bei den Grünen aus

Die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm verkündet ihren Austritt bei den Grünen.

(Foto: dpa)

Dass die Landtagsabgeordnete die Grünen verlässt und eine eigene Partei gründet, ist mutig. Aber in der politischen Landschaft ist kein Platz für ihre Gruppierung.

Kommentar von Wolfgang Wittl

Die Grünen und Claudia Stamm, das schien mal eine gewinnbringende Partnerschaft zu sein. Ausgerechnet die Tochter der bekanntesten CSU-Frau macht bei der Ökopartei Karriere, das hatte was. Doch als Anhängsel der Landtagspräsidentin hat sich die selbstbewusste und streitbare Stamm nie definiert, sie hat ihren eigenen Kopf: mal Dickkopf, mal Querkopf, und immer wieder durch die Wand - so oft eben, bis alle auf den Trümmern einer nie erfüllten Hoffnung sitzen. Wie jetzt.

Stamms Abschied von den Grünen ist das logische Ende einer Geschichte der Entfremdung. Sie handelt von unterschiedlichen Vorstellungen über Werte und Fraktionsdisziplin sowie vom Frust über fehlende Anerkennung. Stamm erzielte bessere Ergebnisse als viele andere Grüne, allerdings auch deshalb, weil sie ihre Rolle als Solistin gründlich pflegte. Gerade diese ausgeprägte Eigenständigkeit nervte ihre Fraktionskollegen zunehmend, wie auch Stamms Kokettieren mit höheren Ämtern. Spätestens jetzt, als die Fraktion die 15 Jahre jüngere Katharina Schulze zur Chefin wählte, muss Stamm klar gewesen sein, dass sie an der Spitze nie erwünscht sein wird.

Die Gründung einer neuen Partei ist auch deshalb ein mutiger Schritt, weil er geradewegs ins Aus führt. Anders als einst bei der Linkspartei oder der AfD ist in der politischen Landschaft keine Lücke erkennbar, in der Stamms Gruppierung Platz finden würde. Irgendwie grün, nur etwas linker? Oder links, mit grünem Anstrich? Viele Stimmen werden da wohl nicht zu holen sein.

Schon einmal hat eine sogenannte Rebellin eine neue Partei gegründet, die Freie Union. Ihre politische Karriere vermochte die frühere CSU-Landrätin Gabriele Pauli damit nicht zu retten, heute verkauft sie Schmuck. Dass Claudia Stamm ins persönliche Risiko geht und ihren Überzeugungen folgt, verdient großen Respekt. Konsequent wäre ihre Entscheidung aber erst, wenn sie ihr Landtagsmandat an jene Partei zurückgeben würde, auf deren Liste sie es gewonnen und mit der sie jetzt gebrochen hat.

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