Zwei Akteure der bayerischen Politik haben offensichtlich ein Etikett abgelegt, einen lang mitgeschleppten Makel: Ministerpräsident Markus Söder und die Grünen. Der CSU-Generalsekretär Söder war einst Wadlbeißer und Luftikus, der Minister galt später als aufmerksamkeitsheischender Gerne-Kronprinz mit Hang zum Ränkespiel - alles vergessen. Im neuen Bayerntrend des Bayerischen Rundfunks stellen ihm 67 Prozent der Befragten ein positives Zeugnis aus, er ist nun der populärste Politiker im Freistaat.
Tatsächlich ist Söder zum Landesvater gereift, gefühlt zwischen Spitzentechnologie und fränkischer Bratwurstplatte, er besetzt sämtliche Themen, die nur irgendwo hochkochen, lässt Fettnäpfchen aus, verteilt vorhandenes Geld und hat Ideen, siehe Klausur in Seeon. Er vermittelt den Eindruck, Spaß am Regieren zu haben. Die One-Man-Show funktioniert ganz gut. Dass seine CSU trotzdem die 40-Prozent-Marke verfehlt, dürfte auch an der ungeliebten Groko in Berlin liegen.
Auf der anderen Seite die Grünen, mit 25 Prozent in der Sonntagsfrage kann man sie auch in Bayern Volkspartei nennen. Flott trägt sie der Zeitgeist samt Klimaschutz, sie haben aber auch das Image des Miesepeters abgelegt, der den Bürgern die Bratwurstplatte verbieten will und stets über alles "schwer empört" ist.
Nun heißt das keineswegs, dass Söder nicht weiterhin Kabale kann oder womöglich ein Fettnapf lauert. Und es schließt nicht aus, dass die Grünen, sollten sie mal regieren, prompt den erhobenen Zeigefinger in Gesetzesform gießen wollen. Es ist der Status quo am Ende von Entwicklungen, die so nicht zu erwarten waren.
Die anderen werden zwischen den beiden Großen zerrieben: Die SPD ist pulverisiert, die FDP mag einen pfiffigen Fraktionschef haben, geht aber insgesamt unter. Die AfD verschreckt Wähler, weil sie nur die Grenze schützen will, nicht aber ihre eigene nach Rechtsaußen. Die Freien Wähler halten sich als Koalitionspartner halbwegs attraktiv für konservative Protestwähler, die es beim Protest nicht übertreiben wollen. Fast zwei Drittel der Wähler sind mit der Regierung zufrieden. Unerwartete Entwicklungen vorbehalten.