Gescheiterte Bischofswahl:Hängepartie in der evangelischen Kirche geht weiter

Gescheiterte Bischofswahl: In der Matthäuskirche in München fand die Wahl zum neuen Landesbischof der evangelischen Kirche statt - allerdings blieb sie ohne Ergebnis.

In der Matthäuskirche in München fand die Wahl zum neuen Landesbischof der evangelischen Kirche statt - allerdings blieb sie ohne Ergebnis.

(Foto: Florian Peljak)

Auch am vierten Tag der bayerischen Landessynode ist noch nicht klar, wer Nachfolger von Heinrich Bedford-Strohm als evangelischer Landesbischof wird. Was nun die nächsten Schritte sind.

Von Annette Zoch

"Lutheraner machen es weiter spannend" titelte die Katholische Nachrichten-Agentur ihre Meldung über die Hängepartie in der bayerischen evangelischen Landeskirche. Und mit einer "Tatort"-Folge hatte Nina Lubomierski, eine der Kandidierenden für die Nachfolge von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die Wahl verglichen. Es ist inzwischen allerdings ein Krimi mit Längen: Auch am Mittwoch, dem immerhin vierten Tag der Landessynode, war noch nicht klar, wie und vor allem wann das Kirchenparlament sich einen neuen Bischof oder eine neue Bischöfin wählen will.

Am späten Dienstagabend war der Wahlvorbereitungsausschuss zusammengetroffen und wollte darüber beraten, wie es weitergehen kann. Doch am Mittwoch wusste man immer noch nicht mehr: Die Synode wurde wie gehabt mit einer Andacht eröffnet, dann die Öffentlichkeit von der Sitzung ausgeschlossen, dann ging es wie geplant mit einem Schwerpunkt zur "Einen Welt" weiter. An diesem Mittwochabend sollen dann zunächst die drei Arbeitskreise der Synode intern beraten - um sich zu später Stunde wieder im Plenum der Synode zusammenzufinden. Die Arbeitskreise "Gemeinde Unterwegs", "Offene Kirche" und "Dritter Arbeitskreis" sind lockere Zusammenschlüsse von Synodalen, die innerhalb des Plenums unterschiedliche theologische Profile abbilden und dementsprechend unterschiedliche Kandidierende unterstützen.

Zwei Frauen und zwei Männer hatten ursprünglich zur Wahl gestanden: die Leiterin des Zentrums "Mission Eine Welt", Gabriele Hoerschelmann, der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker, die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski und der Münchner Regionalbischof Christian Kopp. Am Montag hatten sich die 106 Mitglieder der Landessynode in einer siebenstündigen Sitzung überraschend nicht auf einen neuen Bischof oder eine neue Bischöfin einigen können. Keiner konnte in sechs Wahlgängen die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen, am Ende blieb es bei Kopp gegen Lubomierski, beide waren aber nahezu gleich stark.

Die Synodalen haben nun zwei Möglichkeiten: Entweder, sie absolvieren noch während der laufenden Frühjahrssynode einen weiteren Wahlgang. Dann dürfen laut Kirchenrecht aber nur noch zwei Kandidierende auf dem Wahlzettel stehen, das können die bisherigen sein oder neue Namen. Bislang ist offen, ob Kopp und Lubomierski noch einmal zur Verfügung stehen würden. Letzteres dürfte in der Kürze der Zeit aber an einer logistischen Hürde scheitern: Neue Kandidierende brauchen gemäß des Staatskirchenvertrags die Zustimmung der bayerischen Staatsregierung. Außerdem müssen auch die beiden für die Landeskirche zuständigen kirchlichen Dachverbände, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland (VELKD), den Vorschlägen zustimmen.

Alternativ könnte auch ein ganz neues Wahlverfahren eröffnet werden, mit öffentlicher Ausschreibung, Wahlvorschlägen, Beratungen und Kandidaten-Aufstellung. Entscheiden sich die Synodalen für diesen Weg, müsste man später im Jahr eine eigene Wahlsynode einberufen. So oder so endet die Amtszeit von Heinrich Bedford-Strohm am Reformationstag. Sollte bis dahin kein neuer Landesbischof gefunden sein, würde Oberkirchenrat Stefan Reimers als Interims-Bischof einspringen. Er ist der Ständige Stellvertreter des Bischofs im Landeskirchenamt.

Eine Wahl noch in der laufenden Synode wird technisch sportlich: Die Abstimmung wurde in diesem Jahr zum ersten Mal digital durchgeführt - ob die hierfür nötige Technik auch für einen weiteren, ungeplanten Wahlgang zur Verfügung steht oder ob man wie früher auf Papier umsteigen muss, ist noch nicht klar.

Während also vermutlich im Hintergrund die Logistik rotiert, bemüht sich das Synoden-Präsidium um Normalität. "Es ist überhaupt nichts schiefgelaufen", sagte Präsidentin Annekathrin Preidel auf die Frage, ob der Wahlvorbereitungsausschuss etwas hätte besser machen können. Es habe am Montag wie geplant sechs Wahlgänge gegeben, es dauere nur alles ein bisschen länger. Das kann man wohl sagen.

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