Kultur in Bayern:Von der Motette bis zum Alpenrock

Kultur in Bayern: So klingt Bayern: Die Band "LaBrassBanda" gehört längst zum typischen Bayern-Sound.

So klingt Bayern: Die Band "LaBrassBanda" gehört längst zum typischen Bayern-Sound.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Bayerische Landesausstellung 2026 wird im niederbayerischen Freyung stattfinden und sich auf vielfältige Weise dem Thema Musik widmen. Bei der Vertragsunterzeichnung schwingt aber auch die Frage mit, wie zukunftsfähig das Konzept Landesausstellung noch ist.

Von Hans Kratzer, Regensburg

Dass auch das hintere Niederbayern ein attraktiver Ort für eine Landesausstellung sein kann, wurde im Jahr 2016 nachhaltig bewiesen. Mehr als 230 000 Besucher kamen damals nach Aldersbach (Landkreis Passau), was natürlich auch dem verlockenden Ausstellungsthema "Bier in Bayern" geschuldet war. Seit dem gestrigen Montag ist es nun amtlich: Zehn Jahre nach dem Erfolg in Aldersbach wird es in Niederbayern wieder eine Landesausstellung geben. "So klingt Bayern" lautet der Arbeitstitel der Landesausstellung, die das Haus der Bayerischen Geschichte und die Stadt Freyung von Mai bis November 2026 präsentieren werden. Unter den aufmerksamen Blicken des Kunst- und Wissenschaftsministers Markus Blume unterzeichneten Richard Loibl, der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, und Olaf Heinrich, 1. Bürgermeister der Stadt Freyung, am Montag den Vertrag.

Man tritt der im Bayerischen Wald gelegenen Kreisstadt Freyung nicht zu nahe, wenn man behauptet, sie habe früher nicht unbedingt den Glanz einer Kulturmetropole ausgestrahlt. Aber das gilt heute längst nicht mehr, im Gegenteil: Die Stadt hegt Ambitionen wie selten zuvor, sie ist herausgeputzt und so voller Leben, dass hier selbst Bäckereien, Metzgereien und sogar mehrere Wirtshäuser noch gut existieren können. Was das Kulturleben betrifft, so ist unter anderem die im Herzen der Stadt beheimatete "Volksmusikakademie in Bayern" zu erwähnen, die das ganze Jahr über Musikanten, Sänger und Tänzer in Scharen anlockt.

Es passte also bestens ins Bild, dass die Vertragsunterzeichnung im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg auch musikalisch begleitet wurde. Roland Pongratz, Musikalischer Leiter der Musikakademie in Freyung, brachte ein flugs zusammengestelltes Trio mitsamt den Musikkabarettisten "Tom & Basti" mit. Dieser musikalische Auftakt verschaffte dem Publikum einen Vorgeschmack auf die thematische Bandbreite der ersten Landesausstellung zum Thema Musik. Das Spektrum reicht von Orlando di Lasso über die Carmina Burana, über Defiliermarsch, Schützenlisl und Schlagersänger Roy Black bis zur modernen Blasmusikkapelle LaBrassBanda.

Die Ausstellung wird in dem mitten in der Stadt gelegenen Pröbstl-Haus stattfinden, das derzeit saniert wird. Nach der Landesausstellung soll darin ein sogenanntes Science Center einziehen, das sich den Themen Schall, Klang, Musik und Hören widmen wird.

Kunstminister Markus Blume sagte, man betrete quasi Neuland: Nie zuvor habe sich eine Bayerische Landesausstellung der Musik gewidmet. Endlich könne man mit einer kulturhistorischen Ausstellung nachweisen, dass bayerische Musik viel mehr sei als die üblichen Klischees. Es gehe vom Jodeln und von traditioneller Blasmusik bis hin zu Orchestern von Weltrang, zu Weltstars der internationalen Klassikszene und zu erfolgreichen Pop- und Rockbands und nicht zuletzt bis hin zur starken Tradition der Laienmusik.

Kultur in Bayern: Richard Loibl, der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte (li.) und Olaf Heinrich, der Bürgermeister der Stadt Freyung unterzeichnen im Beisein von Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume (Mitte) den Kooperationsvertrag zur Bayerischen Landesausstellung 2026. Musikalisch begleitet von einem einmalig zusammengestellten Trio, dem die Musikkabarettisten und Volkssänger "Tom & Basti" angehören.

Richard Loibl, der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte (li.) und Olaf Heinrich, der Bürgermeister der Stadt Freyung unterzeichnen im Beisein von Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume (Mitte) den Kooperationsvertrag zur Bayerischen Landesausstellung 2026. Musikalisch begleitet von einem einmalig zusammengestellten Trio, dem die Musikkabarettisten und Volkssänger "Tom & Basti" angehören.

(Foto: altrofoto.de/HdBG)

Wie Richard Loibl anmerkte, hat die Ausstellung eine weit über Freyung hinausreichende Bedeutung. Das Konzept nehme nicht nur die üblichen Tagesausflügler ins Visier, sondern halte jede Menge Anlass und Angebote bereit, um ein paar Tage in der Region zu verbringen: "Unsere Besucherinnen und Besucher können aus dem Vollen schöpfen, wenn sie ihren Aufenthalt in Freyung mit Ausflügen in den Bayerischen Wald garnieren wollen. Auch der Nationalpark Bayerischer Wald wird sich mit Angeboten in das Themenspektrum der Landesausstellung integrieren." Wie Minister Blume anregte, soll mit einer Roadshow von Freyung aus die Musik ins ganze Land hinausgetragen werden.

Es wurde am Montag aber auch deutlich, dass die Institution Landesausstellung mehr denn je überdacht werden muss. Es wird immer wichtiger, attraktive Zusatzangebote zu machen. Wie ein solches Projekt scheitern kann, wenn die Weichen falsch gestellt werden, ist gerade in Österreich zu beobachten, dem Mutterland der Landesausstellungen. Bis auf die letzte Oase Salzburg gibt es dort keine Landesausstellungen mehr, die große Tradition fiel gravierenden inhaltlichen und politischen Fehlern zum Opfer.

Auch in Bayern sind historische Ausstellungen nicht per Naturgesetz legitimiert, der Wandel des Zeitgeists und des Freizeitverhaltens muss zwingend in die Planungen einfließen. Umso erfreulicher war es für Loibl, dass er kürzlich in die Arbeitsgemeinschaft für Geschichtsmuseen berufen wurde, in der Museen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum um Konzepte für die Zukunft ringen. "Es geht immer um die Frage, was interessiert die Leute? Das ist heute anders als vor 20 Jahren", sagt Loibl. Bisher sei es dem Haus der Bayerischen Geschichte gelungen, bayerische Geschichtsthemen attraktiv und populär zu inszenieren. "Das ist mehr denn je der Schlüssel zum Erfolg." Der Zuspruch des Publikums im Jahr 2022 bestätigt das durchaus. 70 000 Besucher wurden bei der Franken-Ausstellung in Ansbach gezählt, das Bayern-Museum in Regensburg werden am Ende des Jahres gut 200 000 Menschen besucht haben. Zahlen, die nicht viele Museen schaffen.

Im Jahr 2023 soll dieser Erfolg in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum Prag mit einer bayerisch-tschechischen Landesausstellung über den Barock fortgesetzt werden. 2024 wird es in Freising um das frühe Mittelalter und die Zeit des heiligen Korbinian sowie des Herzogs Tassilo gehen. Und 2025 steht in Regensburg der in jeder Hinsicht originelle Bayernkönig Ludwig I. im Mittelpunkt. 200 Jahre nach Antritt seiner Regentschaft soll aufgezeigt werden, wie er sein nach der Napoleonzeit darniederliegendes Land mit Kunst und Kultur wieder aufpäppelte.

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