Ländlicher Raum:DSL für alle

In Bayern gibt es noch einige "weiße Flecken", in denen DSL noch ein Fremdwort ist. Denn in der Fläche in Kabel zu investieren, rentiert sich für die Telekom nur in Ausnahmefällen. Nun wollen kleine Anbieter mit der Telekom konkurrieren.

Manfred Hummel

Wer auf dem Bauernhof wohnt und im Internet surfen will, der muss sich viel Zeit nehmen: Immer noch gibt es in Bayern große Landstriche, die nicht mit DSL versorgt sind. Das Monopol der Deutschen Telekom behindert hier den Aufbau schneller Datenleitungen ins Internet. Bei den Anschlüssen liegt das Unternehmen mit einem Marktanteil von etwa 83 Prozent weit vorn, alle anderen Mitbewerber rangieren unter "ferner liefen".

Leidtragende sind die Bewohner der "weißen Flecken", also jener ländlichen Regionen, in denen DSL noch ein Fremdwort ist. Denn in der Fläche in Kabel zu investieren, rentiert sich für die Telekom nur in Ausnahmefällen. Gerade diese Regionen sind deshalb für mittelständische Anbieter interessant. Hier kommen sie zum Zug mit ihren Insellösungen wie Internet via Steckdose, Funk oder Satellit.

Doch der Riese Telekom jagt den kleinen Mitbewerbern auch noch Marktanteile ab. So bindet er seine Kunden durch Verträge mit langen Laufzeiten. Und trödelt auffällig, wenn es gilt, den Konkurrenten die letzte Meile zum Teilnehmer freizuschalten. Auch bei der Infrastruktur, den Kupfer- und Glasfaserkabeln, hat die Telekom noch ein Monopol. Die Anbieter von Telekommunikationsdiensten finden das alles unfair. "Wir wären viel weiter", klagte Alwin Mahler von Telefonica Deutschland auf dem Verbandstag in München, "wenn die Telekom ihre Leitungen marktgerecht zur Verfügung stellen würde."

Immerhin warten 2500 Gemeinden in ganz Deutschland noch auf einen schnellen Internetanschluss. Die kleinen Anbieter haben es aber weder finanziell noch personell im Kreuz, alle diese potentiellen Kunden anzusprechen und über die jeweils vorhandene Struktur aufzuklären.

Vor allem geht es um die Entfernung des Ortes zum Übergabepunkt der Signale, denn diese Strecke kostet das meiste Geld. Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) arbeitet deshalb an einem Masterplan, der unter Mitwirkung von Bund, Ländern und Gemeinden zu einer flächendeckenden Lösung führen soll.

In ein bis zwei Jahren, so VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner, könnten dann alle Problemfälle versorgt sein. Es bestehe aber die Gefahr, dass "die Telekom alles zuklatscht und der Bürger dafür zahlt". Dann werde der technische Fortschritt in Form innovativer Technologien, die gerade für die weißen Flecken interessant seien, verpasst.

Die Anbieter empfehlen den Bürgermeistern ohne schnelles Internet auch, die "Richtigen" zu fragen, also solche Gemeinden, die schon einen DSL-Anschluss haben. Viel erzählen könnte auch Jürgen Pfitzner: Zusammen mit dem Wochenblatt und der Passauer Neuen Presse gehört ihm die Televersa, Anbieter einer Funklösung nach dem international anerkannten VIMAX-Standard. Bis Ende nächsten Jahres will Pfitzner trotz Schwierigkeiten mit der Telekom 95 Prozent aller Haushalte in Südostbayern erreichen - sogar die meisten Einödhöfe.

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