KZ-Witze und Hitlergruß:Priesterschüler müssen Seminar verlassen

Priesterseminar Würzburg

Blick auf den Eingang des Würzburger Priesterseminars.

(Foto: dpa)

Judenwitze und Hitlergruß: Das Würzburger Priesterseminar hat zwei Studenten rausgeworfen. Eine Untersuchungskommission stellte fest: "Von Einsicht haben wir nichts gespürt." Über das Schicksal eines Kommilitonen wird erst noch entschieden.

Die schweren Vorwürfe haben sich zum großen Teil bestätigt: Studenten des Würzburger Priesterseminars haben antisemitische Witze erzählt, mindestens einmal den Hitlergruß gezeigt und ein Konzert der umstrittenen Band Freiwild besucht. Zwei der angehenden Priester müssen das Seminar deshalb verlassen, wie der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann mitteilten.

"Es ist klar, dass sie nicht weiter Seminaristen sein können", sagte Schick. Über den Verbleib eines dritten Studenten gebe es noch Gesprächsbedarf. Die Vorwürfe betreffen einen Studenten aus dem Bistum Würzburg und einen aus Bamberg.

Der Bamberger Student hat nach Erkenntnissen einer externen Untersuchungskommission mindestens drei "völlig inakzeptable und unerträgliche KZ-Witze" erzählt und mit dem zweiten Studenten im Bierkeller des Seminars Adolf Hitler imitiert und parodiert. Dabei sei mindestens einmal der Hitlergruß gezeigt worden.

"Von Einsicht haben wir nichts gespürt", sagte der Kommissions-Vorsitzende Norbert Baumann. Schick und Hofmann hatten das Gremium ins Leben gerufen, nachdem Ende Mai Vorwürfe zu rechten Vorgängen am Seminar öffentlich wurden. Die Kommission habe alle 18 Seminaristen und 10 weitere Beteiligte angehört.

Einer der beiden Seminaristen habe außerdem beim Mittagsessen nach einem "Neger zum Abräumen" gerufen. Das sei eine nicht hinnehmbare rassistische Äußerung, sagte Baumann. Der zweite ging auf ein Konzert der umstrittenen Südtiroler Rockgruppe Freiwild. Kritiker werfen ihr Nähe zu rechtem Gedankengut vor, die Band wehrt sich dagegen. Für das Konzert ließ sich der angehende Priester vom Gottesdienst freistellen - und sagte dem Seminarleiter wohl bewusst nicht, um welche Band es sich handelte.

"Mich beunruhigen antisemitische Äußerungen"

Rechtsradikale Musik sei im Priesterseminar nicht gespielt worden. Dafür sei aber öfter der Badenweiler Marsch zu hören gewesen - und zwar im Wissen, dass es sich dabei um Hitlers Lieblingslied handelte. Dass einige Seminaristen den Geburtstag von Hitler gefeiert haben, ließ sich nicht nachweisen.

Ein dritter Seminarist aus dem Erzbistum Bamberg hat nach den Erkenntnissen der Kommission über die Teilnehmer der Demonstration "Würzburg ist bunt - nicht braun" gesagt, ihnen gehöre "eine reingehauen" oder "auf die Fresse gehauen". "Wir müssen deutlich mit ihm reden und sehen, ob das weitergehen kann", sagte Schick. Es könne gut sein, dass auch dieser Student das Seminar verlassen müsse.

"Mich beunruhigen antisemitische und rassistische Äußerungen und Tendenzen sowie die Verherrlichung von Nazisymbolen und Nationalismus in unserer Gesellschaft aufs Äußerste - vor allem, wenn es im kirchlichen Raum geschieht."

An dem Seminar werden Priester für die Bistümer Würzburg und Bamberg ausgebildet. "Schon in der Ausbildungszeit wird ein hohes Maß an menschlicher und geistlicher Reife verlangt", sagte Hofmann.

Er sei erleichtert, dass der Vorwurf eines braunen Netzwerkes nicht haltbar sei. Dennoch habe das Fehlverhalten einiger Studenten die Atmosphäre im Seminar belastet. In der nächsten Zeit seien deshalb verstärkt pädagogische Anstrengungen nötig sowie intensive Bemühungen, um das Bewusstsein für die besonderen Beziehungen zwischen Juden und Christen in der Priesterausbildung zu verstärken.

Der Bericht der Untersuchungskommission wurde am Mittwoch auch an die Staatsanwaltschaft Würzburg geschickt. Bereits zuvor hatte die Ermittlungsbehörde angekündigt, diesen auf strafrechtliche Relevanz zu prüfen.

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