Wasserkraft:Mehr Schutz für die obere Isar

Walchensee-Kraftwerk

Die obere Isar zwischen Krün (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) und dem Sylvensteinspeicher ist einer der letzten Wildflüsse Bayerns. (Archivbild)

(Foto: Frank Mächler/dpa)

Eine Allianz aus Umweltverbänden fordert Renaturierungsmaßnahmen für den knapp 20 Kilometer kurzen Flussabschnitt. Hintergrund sind Verhandlungen für den Weiterbetrieb des Walchenseekraftwerks.

Von Christian Sebald

Die obere Isar zwischen Krün (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) und dem Sylvensteinspeicher ist einer der letzten Wildflüsse Bayerns. Deshalb fordert eine Allianz aus 13 Umwelt- und Naturschutzverbänden einen umfassenden Schutz und Renaturierungsmaßnahmen für den knapp 20 Kilometer kurzen Flussabschnitt. Hintergrund sind die Verhandlungen für den Weiterbetrieb des Walchenseekraftwerks in den Jahren nach 2030. "Die Naturschätze der oberen Isar werden seit hundert Jahren durch das Walchenseekraftwerk erheblich beeinträchtigt", sagt Norbert Schäffer, der Chef des Landesbunds für Vogelschutz, der die Allianz anführt. "Auch wenn die Wasserkraft wichtig ist für die Energiewende, muss es oberstes Ziel sein, diese einzigartige Landschaft gemäß den gesetzlichen Vorgaben und damit sehr viel besser als heute zu schützen."

Die Ortschaft Krün und das fast hundert Jahre alte Walchenseekraftwerk, das ein Technik-Juwel ist, sind ungefähr 15 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Dazwischen liegen ein kleiner Gebirgsrücken, der Walchensee und der Kesselberg. Doch das Kraftwerk wäre ohne die obere Isar nicht möglich. Denn bei Krün werden Unmengen Wasser aus der Isar in einen Kanal aus- und später in den Walchensee eingeleitet. Von ihm aus donnert es die 430 Meter langen Rohre des Walchenseekraftwerks zu den Turbinen hinab, die so viel Strom produzieren, wie etwa 91 000 Drei-Personen-Haushalte verbrauchen. Anschließend fließt das Wasser in den Kochelsee. Er liegt ungefähr 200 Meter tiefer als der Walchensee.

Die obere Isar bezahlt einen hohen Preis für die Nutzung ihrer Wasserkraft. Der Wildfluss, der einst frei in seinem Flussbett umhermäanderte und mit seiner unbändigen Kraft immer wieder alte Kiesbänke abtrug und neue auftürmte, verlandet zunehmend. Aber nicht nur die einstige Wildfluss-Landschaft ist in Gefahr. Sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt dort. An der oberen Isar kommen 200 Rote-Liste-Arten vor, unter ihnen so extrem seltene wie der Flussuferläufer, die Deutsche Tamariske oder die Gefleckte Schnarrschrecke.

Die Allianz der Umweltverbände fordert, dass in den bevorstehenden Verhandlungen für den neuen Konzessionsvertrag der Naturschutz den gleichen Stellenwert bekommt wie die Interessen des Kraftwerksbetreibers Uniper und der Kommunen in der Region. Außerdem verlangen sie, dass das europäische Naturschutzrecht und die Wasserrahmenrichtlinie der EU eingehalten werden, die beide einen möglichst natürlichen Zustand für Flüsse und andere Gewässer einfordern. Für das Verfahren selbst fordern sie Offenheit und Transparenz ein.

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