Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Bayern ist gesunken. Nach vorläufigen Daten für das erste Halbjahr 2017 wurden 3617 Tatenregistriert - 595 Fälle oder 14 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Seit 2015 könne er einen Trend nach unten sehen, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Für das vergangene Gesamtjahr wies die Statistik gut 7500 Wohnungseinbrüche auf, im Jahr davor ebenso, 2014 noch mehr als 8200. Der Minister wertete bei der Vorstellung unter anderem dieser Daten Bayern als "Sicherheitsland Nummer eins".
Tatsächlich lassen sich die Zahlen auf weniger als 60 Einbruchsfälle je 100 000 Einwohner umrechnen, der niedrigste Wert in der Republik. In Nordrhein-Westfalen und Stadtstaaten wie Bremen sind es sogar mehr als 200 Fälle je 100 000 Einwohner. Auch wenn ein solcher Vergleich Opfern nichts bringt, scheinen manche Maßnahmen durchaus zu fruchten. Die neuen Zahlen waren Mitte der Woche medial untergegangen, da ein anderer Aspekt der Halbjahresbilanz enorme Resonanz ausgelöst hatte - deutlich mehr Vergewaltigungsanzeigen.
Kriminalität:Zahlen, die verstören
Im ersten Halbjahr sind in Bayern fast 50 Prozent mehr Vergewaltigungen angezeigt worden. Männliche Flüchtlinge fallen bei Sexualdelikten überdurchschnittlich oft als Tatverdächtige auf. Wie lässt sich das erklären?
Herrmann führte die Erfolge im Kampf gegen Einbrecher auf polizeiliche Präsenz und Schleierfahndung zurück, aber auch auf den Einsatz von Prognose-Software. Mithilfe von Tatdetails wie den vermuteten Anfahrtswegen will man so Risiko-Orte erkennen, dort öfter Streife fahren und Bürger etwa über Sicherungsmaßnahmen aufklären. Dieses Aufrüsten hilft unbestritten - laut Präventionsexperten der Polizei halten sich Einbrecher nur kurz an Türen und Fenstern auf. Scheitern sie, lassen sie es sein. Der Anteil der Versuche an den 7500 Einbrüchen 2016 lag bei 47 Prozent.
Auch gemeinsame Aktionen mit anderen Bundesländern nannte Herrmann. So gab es mehrmals Schwerpunktkontrollen, reisende Tätergruppen sollten auf überregionalen Verkehrswegen abgefangen werden - im Idealfall mit Beute oder Beweisen. Dennoch ist die Aufklärungsquote bei Einbrüchen mickrig: 2016 lag sie bei gerade mal 18,9 Prozent. Unter den Tatverdächtigen waren jeweils zur Hälfte Deutsche und ausländische Staatsbürger. Hier zeigt sich auch das Problem grenzüberschreitender Einbrecherbanden.
Da sich der Nachweis der Tat oft schwierig gestaltet, liegt die Verurteilungsquote sogar nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Zuletzt betrug die Beute durch Einbruch in Bayern 29 Millionen Euro im Jahr. Für Opfer schmerzvoller ist der Verlust des Sicherheitsgefühls, das Eindringen des Täters in den intimen Bereich des eigenen Zuhauses. "Schwerwiegende psychische Folgen machen häufig mehr zu schaffen als der materielle Schaden", sagen die Opferschützer vom Weißen Ring.
Angesichts der angezeigten Vergewaltigungen läuft im Ministerium nun die Detailanalyse. Im ersten Halbjahr gab es laut Herrmann 222 zusätzliche Fälle, ein Plus von knapp 50 Prozent. Die Zahl der Fälle, in denen "Zuwanderer" tatverdächtig waren, sei um 90 Prozent gewachsen. In der Kategorie zählt die Statistik hauptsächlich Asylbewerber und -berechtigte, nicht Ausländer allgemein. Die Behörde dürfte auch prüfen, ob sich das Anzeigeverhalten verändert hat.
2016 wurde im Strafgesetzbuch eine neue Norm für Beleidigungen auf sexueller Basis geschaffen, dies wurde unter dem Motto "Nein heißt nein" breit diskutiert. Ebenso könnte die Kölner Silvesternacht, in der es zu Übergriffen vornehmlich durch Männer aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum gekommen war, die Sensibilisierung und Anzeigebereitschaft gestärkt haben. Am Donnerstag soll es eine Telefonkonferenz der Polizeipräsidien zum Thema sexuelle Gewalt gegeben haben.