Kriminalität - München:Staatsanwaltschaft ermittelt nach Missbrauchsvorwürfen

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München (dpa) - Die Staatsanwaltschaft München II hat nach Missbrauchsvorwürfen in zwei früheren Kinderheimen in Oberbayern Vorermittlungen eingeleitet. "Das Verfahren wurde im Februar 2021 von Amts wegen aufgrund Medienberichterstattung eingeleitet", sagte eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage. Es soll um zwei ehemalige Heime in Oberammergau und Feldafing gehen. Zuvor hatte am Mittwoch der Bayerische Rundfunk darüber berichtet.

Im Raum stehen Vorwürfe der Gewalt, des sexuellen Missbrauchs und der Zwangsprostitution in den 1960er und 1970er Jahre. Das Heim in Oberammergau wurde damals von Nonnen geleitet, deren Orden schon wegen Missbrauchsvorwürfen in Speyer in die Schlagzeilen geraten war.

"Bei allen genannten Verfahren spielt - leider - die Frage der Verjährung eine zentrale Rolle", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Im BR äußerten sich Männer, die angaben, vor Jahrzehnten missbraucht worden zu sein. Sie schilderten in dem Bericht haarsträubende Vorkommnisse und Misshandlungen: Teils seien sie auch an Externe zum Missbrauch vermittelt worden. Die betreffenden Heime unterstanden demnach damals der Kontrolle des Münchner Stadtjugendamtes.

Das Sozialreferat München teilte dazu mit, 2011 sei im Stab der Jugendamtsleitung ein Projekt zur Aufarbeitung derartiger Fälle für die Heime in stadteigener Trägerschaft gestartet, darunter auch das Oberammergauer Haus. Das Projekt endete 2014 mit der Erstellung eines Buches unter dem Titel "Weihnachten war immer sehr schön", das die Schattenseiten des Lebens im Heim aufzeige - bis hin zu eklatanten Entgleisungen in schwarzer Pädagogik, Misshandlung und Missbrauch.

Eine Kontaktstelle für die ehemaligen Heimkinder im Stadtjugendamt habe für Betroffene bereitgestanden. Die Stadt München habe sich stets beschämt und entsetzt zu den Vorwürfen geäußert und sich bei den ehemaligen Heimkindern entschuldigt.

Derzeit liegt im Stadtrat ein Antrag von SPD und Grünen vor, der eine neue Kommission zur Aufdeckung und Aufarbeitung von Missbrauchsfällen an Kindern und Jugendlichen in Heimen der Landeshauptstadt vorschlägt. Dazu werde eine Beschlussvorlage erarbeitet, mit der sich Stadtrat noch vor der Sommerpause befassen solle.

© dpa-infocom, dpa:210421-99-297155/3

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