Kriminalität - München:51 Beschuldigte nach Kinderpornografie-Razzia in Bayern

Bayern
Der Schriftzug "Polizei" auf einem Schild am Gebäude einer Polizeiwache. Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich/dpa (Foto: dpa)

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München (dpa/lby) - Die Ermittlungsbehörden in Bayern haben bei einer großangelegten Kinderpornografie-Razzia 49 Objekte im ganzen Freistaat durchsucht. Insgesamt 51 Männer werden beschuldigt, Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch besessen und verbreitet oder sich durch das sogenannte Cybergrooming selbst des sexuellen Kindesmissbrauchs strafbar gemacht zu haben. Cybergrooming ist die Kontaktnahme zu einem Kind über das Internet mit der Absicht des sexuellen Missbrauchs.

Es sei die bislang "größte koordinierte Durchsuchungsaktion zu Kinderpornografie" in Bayern gewesen, sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Mittwoch in München. "Die Täter kommen aus allen Altersgruppen, allen Berufsgruppen, allen sozialen Schichten und allen Regionen." Sie sind den Angaben zufolge zwischen 16 und 62 Jahren alt.

Die Aktion trug den Titel "Operation Weckruf". Smartphones, Computer und Datenträger wurden sichergestellt, 213 Polizeibeamte waren im Einsatz. Allein bei einem einzigen Beschuldigten seien 18 000 Daten mit Darstellungen von sexueller Gewalt an Kindern gefunden worden. Außerdem habe es mehrere "Zufallsfunde" wie eine kleine Cannabispflanzen-Zucht, 60 Gramm Marihuana, einen Schlagring, ein Butterfly-Messer oder eine nicht-zugelassene Schreckschusswaffe gegeben.

Neben den 49 Objekten in Bayern seien noch zwei weitere in Stuttgart und Hannover durchsucht worden. Zwei der 51 Beschuldigten waren nach ZKI-Angaben dort auf Montage, als die Ermittler sie aufsuchten. Viele der Männer seien geständig. Festgenommen wurde allerdings niemand.

Erst am Montag hatte das Bundeskriminalamt (BKA) die Zerschlagung einer der weltweit größten Kinderpornografie-Plattformen mit 400 000 Mitgliedern bekanntgegeben. Vier Deutsche wurden festgenommen, einer von ihnen in Bayern.

Die Zahl der Fälle, die in dem Bereich bekannt werden, schnellt seit Jahren in die Höhe. 2021 gingen beim bayerischen Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet (ZKI) schon 1406 Verfahren ein. Das sind jetzt schon mehr als im gesamten Jahr 2020, als 1122 Fälle gezählt wurden.

Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nahmen die Fallzahlen der Verbreitung, des Erwerbs und Besitzes sowie der Herstellung von Kinderpornografie 2020 um knapp 60 Prozent auf 2762 erheblich zu. "Das ist eine bedenkliche Steigerung, die nicht nur auf die verstärkte Strafverfolgung zurückzuführen ist", sagte Herrmann. "Nach unseren Erkenntnissen steigen Angebot und Nachfrage."

Der Chef des ZKI, Oberstaatsanwalt Thomas Goger, befürchtet, "dass der beachtliche Anstieg noch nicht das Ende der Fahnenstange ist". Auch die Erfolge der "Operation Weckruf" würden aller Wahrscheinlichkeit nach zu weiteren Ermittlungen führen. "Das sind immer Wanderpokal-Ermittlungen."

© dpa-infocom, dpa:210505-99-476110/4

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