Süddeutsche Zeitung

Kreuz-Debatte:Versöhnliches Signal an Söder

Kardinal Marx begrüßt Kruzifixe im öffentlichen Raum - doch zuerst Christen und nicht die Politik sollen die Botschaft des Kreuzes mit Leben füllen

In der Debatte um den Kreuz-Erlass der Staatsregierung hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx versöhnliche Signale in Richtung Politik gesendet. Er sagte am Samstag im Würzburger Kiliansdom, die Kirche begrüße alle Initiativen für Kreuze im öffentlichen Raum. Das Kreuz sei das Zeichen, das Gott den Menschen gegeben habe. Daher sei es gut, wenn dieses Zeichen, insbesondere in Bayern, besonders gepflegt werde. "Dafür sind wir dankbar", betonte Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. Es sei segensreich, dass der Staat "den Kirchen den Raum gebe, Zeugnis zu geben" - aber es seien zuerst die Christen, die den Raum nutzen und füllen müssten. Die Kirchen seien bereit zu zeigen, welche großartige Botschaft das Kreuz bezeuge; und dass das Kreuz ein Zeichen der Integration in unruhigen Zeiten sein könne. Marx äußerte sich bei der Aufnahme von Männern und Frauen in den päpstlichen Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Der Kardinal hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich im Interview mit der SZ vorgehalten, "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" ausgelöst zu haben. "Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden."

Das bayerische Kabinett hatte zuvor beschlossen, dass künftig im Eingangsbereich von Behörden ein Kreuz als "sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland" angebracht werden solle. Söder sagte konkret, das Kreuz sei vor allem auch Bekenntnis zur Identität und zur kulturellen Prägung Bayerns.

Beistand in der Debatte erhält Söder unterdessen vom früheren Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Das Kreuz symbolisiere die christlichen Grundlagen Bayerns und Deutschlands, auf die sich alle Menschen, die hierherkommen, einigen könnten, sagte der Regensburger Ex-Bischof dem Sender Bayern 1. "Egal von wem diese Initiative kommt: Ich kann sie eigentlich nur unterstützen. Also mir sind die Politiker lieber, die die Kreuze aufhängen, als diejenigen, die Kreuze abhängen."

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SZ vom 07.05.2018 / KNA, dpa
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