Kreistagsmandat niedergelegt:Guttenberg auf Orientierungsreise

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Karl-Theodor zu Guttenberg hat sein letztes öffentliches Amt niedergelegt, weil er sich beruflich umorientieren möchte. Die SPD ätzt bei der Sitzung des Kulmbacher Kreistags noch einmal massiv gegen den Ex-Minister.

Olaf Przybilla

Ludwig Freiherr von Lerchenfeld wohnt auf einem Schloss, zwölf Kilometer entfernt von Guttenberg. Die Barone begegnen sich oft, an diesem Morgen aber bekommt Lerchenfeld seinen Kollegen vom Nachbarschloss nicht zu Gesicht, obwohl man einen gemeinsamen Termin hätte.

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Es tagt der Kreistag von Kulmbach, und soweit zu sehen ist, sind fast alle Mitglieder erschienen, einer nicht, der Kreisrat Karl-Theodor zu Guttenberg. "Für mich ist das ein trauriger Tag", sagt Lerchenfeld, immerhin gehe an diesem Morgen die politische Karriere eines Kollegen zu Ende. Warum Guttenberg, der gerade zurückgekehrt ist von einer Urlaubsreise, nicht erscheint an so einem Tag? Lerchenfeld spricht von "sehr großen psychischen Belastungen", denen sich der Kollege ausgesetzt sah zuletzt.

Zwanzig Minuten später, es ist 10.19 Uhr, endet die Zeit, in der man Guttenberg noch einen Politiker nennen konnte. Sein Ministeramt ist weg, auch das Mandat als Abgeordneter, der CSU-Vorsitz in Oberfranken ebenfalls. Nur Kreisrat war Guttenberg bislang noch, denn man muss den Rat um Entlassung aus diesem Ehrenamt bitten, und das hat Guttenberg nun getan.

Durch sein Ausscheiden aus dem Bundestag "und dem damit verbundenen Berufswechsel" sei er künftig "aufgrund längerer Auslandsaufenthalte zeitlich sehr stark eingebunden", hat er dem Rat beschieden. "Nach meinem Dafürhalten sind diese Gründe für einen Mandatsverzicht durchaus tauglich", sagt der Landrat Klaus Peter Söllner zu Sitzungsbeginn. Die Räte sehen das genauso, am Ende wird der Freiherr ohne Gegenstimme aus seinem Amt befreit.

Das wirkt versöhnlich, der Verlauf der Sitzung aber ist es nicht. Der SPD-Kreisrat Wolfgang Hoderlein holt zu einer Rede aus, der sein CSU-Kollege Henry Schramm später "eine nicht zu überbietende Häme" attestieren wird. Hoderlein dankt Guttenberg für die "kaum zu zählenden Beiträge und Initiativen" im Kreistag, und als er vorrechnet, dass Guttenberg in der laufenden Periode an 90 Prozent der Sitzungen gefehlt hat, merkt jeder, wie das gemeint ist. Hoderlein fordert Guttenberg sogar auf, noch nachträglich nachzuweisen, ob er beim Mandatsantritt im Jahr 2008 seinen Lebensmittelpunkt tatsächlich im Kreis Kulmbach gehabt habe, was eine Bedingung gewesen wäre für seine Wählbarkeit.

"Schwachsinniges Gelaber", zischt ein Kreisrat, und der Landrat rechtfertigt sich, man habe nie einen Anlass gesehen, daran zu zweifeln, dass Guttenberg wirklich ein Guttenberger ist. "Seine Anschrift lautet auf Schlossallee", erklärt Söllner, die Kreisräte nicken. Unsäglich sei es, schimpft danach Kulmbachs OB Henry Schramm, "hier noch auf einem herumzutrampeln, der am Boden liegt". Schramm wird gefeiert für seine Verteidigungsrede. Danach schreitet der Kreistag zur Abstimmung.

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