Kreissparkasse Miesbach:Kleine Gaben unter Jagdfreunden

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Zur Not fand sich auch noch ein Banketat, um eine neue Kaffeemaschine zu bezahlen: Bei der Überprüfung des Sponsorings der Kreissparkasse Miesbach tauchen weitere dubiose Sonderposten auf. Der frühere Chef Bromme muss sich noch einigen Fragen stellen.

Von Heiner Effern, Miesbach

Mit Ehrungen kennt sich der leidenschaftliche Jäger Georg Bromme bestens aus, er hat so manche Urkunde erhalten. Zum Beispiel auf dem österreichischen Schloss Thurneck Rotholz im Jahr 2012, als ihn die Kollegen des Bezirks Schwaz wegen seiner "besonderen Verdienste um das Jagdwesen" auszeichneten. Bestimmt war die Passion für das Waidwesen der Grund dafür, vielleicht hat aber auch die Großzügigkeit des langjährigen Kreissparkassenchefs Georg Bromme einen Teil dazu beigetragen.

Wenn zum Beispiel am Schießstand im Tiroler Achenkirch ein Stromaggregat angeschafft werden musste, dann schoss seine Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee schon mal 3000 Euro zu. Wenn eine neue Toilette errichtet wurde, zahlte die Bank die Zimmererarbeiten, die wohl auch nicht viel weniger kosteten. Zur Not fand sich auch noch ein Banketat, aus dem eine neue Kaffeemaschine beglichen werden konnte.

Die Tiroler sind dankbar

Der frühere Schwazer Bezirkschef Heinrich Rinner kann sich an diese Hilfe seines Jagdfreundes Bromme gut erinnern. "Wir sind ihm sehr dankbar", sagt er. Seit der Sparkassenchef aus Miesbach nicht mehr im Amt ist, müsse man eben mehr "auf eigenen Beinen" stehen. Dass der deutsche Bankchef in Österreich so großzügig war, verwunderte dort niemanden. Im Freiluft-Schießstand in Achenkirch schießen auch viele Jäger aus Bayern, auch die Gebirgsschützen seien öfter zu Gast, sagt Rinner. Und Tiroler Banken sponsern die Jäger doch auch.

ExklusivSponsoring der Sparkasse
:Schwarzbuch Miesbach

Das bayerische Innenministerium prangert widerrechtliche Sponsoring-Aktivitäten der Kreissparkasse in Miesbach an. In der Amtszeit des Affären-Landrats Jakob Kreidl, sagt ein Insider, da "ging's erst richtig los".

Von Christian Sebald

Die Kontrolleure der Regierung von Oberbayern, die das Sponsoring-Verhalten der Sparkasse in den vergangenen Wochen geprüft haben, sind da weniger verständnisvoll. Nach den Affären um die Geburtstagsfeier des früheren Landrats Jakob Kreidl (CSU) und seines Stellvertreters Arnfried Färber (Freie Wähler), für die Bankchef Bromme zusammen mehr als 130 000 Euro zuschoss, wird die Sparkasse bis in den hintersten Winkel durchleuchtet. Sogar das Brotzeit-Sponsoring eines Eisstockturniers, das Kreidl hauptsächlich für seine früheren Kollegen der CSU-Landtagsfraktion organisierte, führt zu politischen Stänkereien. Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann spricht von "Spezlwirtschaft".

Viele ungeklärte Ausgaben

Dabei sind im Prüfbericht der Regierung, der vergangene Woche im Landtag vorgestellt wurde, noch viele weitere ungeklärte Ausgaben wie das Sponsoring einer Kreistagsfahrt in die Steiermark und einer Bürgermeisterfahrt nach Triest enthalten. Und eben Zuschüsse für die Jagd. All diese zeichneten sich dadurch aus, dass "an deren Zulässigkeit zum Teil erhebliche Zweifel bestehen", heißt es in dem Bericht. Der neue Kreissparkassenchef Martin Mihalovits hat eine transparente Aufarbeitung all dieser Kritikpunkte zugesagt. Vom Sparkassenverband hat er jedenfalls nach außen hin keine große Hilfe zu erwarten. Eine Sprecherin konnte keine definitive Auskunft geben, ob Sparkassengeld für Jagdfreuden in Tirol rechtlich zu beanstanden sei. Es sei aber anzunehmen, dass "das sparkassenrechtliche Regionalprinzip dem Grunde nach auch für Sponsoringmaßnahmen gilt".

Der Prüfungsbericht erwähnt als Jagdsponsoring nur die Zuwendungen an den Schießstand Achenkirch in den Jahren 2008 bis 2011. Dabei ist es unter Jägern kein Geheimnis, dass die Sparkasse Miesbach seit vielen Jahren der Jagd zugetan ist. Die Jagdhornbläser in Kufstein erinnern sich noch an eine Spende aus D-Mark-Zeiten, etwa 1000 Mark sollen es gewesen sein. Nach der Hubertusfeier im November 2011 bedankten sich die Tiroler Jagdaufseher aus Schwaz in ihrem Mitteilungsblatt bei den Sponsoren, darunter auch die Kreissparkasse Miesbach.

Auch die oberbayerischen Jagdaufseher lobten nach ihrem Bezirksschießen 2011 in ihrer Postille ihre Förderer. "Der Ehrengabentisch war mit Hilfe der Sponsoren und Spenden der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee in Vertretung durch Georg G. Bromme . . . sehr hochwertig bestückt." Natürlich wurde Bromme auch in diesem Verband nicht nur einmal geehrt. Zusammen mit seiner Frau erhielt er sogar "ein neu geschaffenes Verdienstabzeichen" für besonders engagierte Mitglieder.

© SZ vom 19.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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