Kreidl-Affäre:Miesbacher Sparkasse verkauft Alm

Kreidl-Affäre: "Kauf und Betrieb einer Alm gehören nicht zu den Aufgaben einer Kreissparkasse", heißt es in einem Bericht des Innenministeriums.

"Kauf und Betrieb einer Alm gehören nicht zu den Aufgaben einer Kreissparkasse", heißt es in einem Bericht des Innenministeriums.

(Foto: oh)
  • Die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee hat die Geitauer Alm nahe Bayrischzell an das Kloster Scheyern verkauft.
  • Das Geldinstitut hat die Alm samt Hütte Ende 2006 für gut 750 000 Euro von der Gemeinde Bayrischzell erworben.
  • Das kam im Dunstkreis der Affären des ehemaligen Miesbacher Landrats Jakob Kreidl (CSU) ans Licht.

Von Christian Sebald, Bayrischzell

Die Geitauer Alm auf 1320 Metern Höhe im Oberen Leitzachtal nahe Bayrischzell ist eine besondere Alm. Auf ihren fetten Weiden grasen Kühe, aus deren Milch die Sennerin Rosi einen feinen Bergkäse herstellt. So etwas findet man selten in Oberbayern, sonst ist das nur auf Allgäuer Alpen Brauch. Außerdem dürfte die Geitauer Alm die einzige Alm in den Alpen überhaupt sein, die einer Sparkasse gehört. Wie im Dunstkreis der Affären des ehemaligen Miesbacher Landrats Jakob Kreidl (CSU) ans Licht kam, hatte die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee die 96 Hektar große Alm samt Hütte Ende 2006 für gut 750 000 Euro von der Gemeinde Bayrischzell erworben. Später steckte das Geldinstitut noch einmal den gleichen Betrag in ihre Modernisierung. Nun hat die Sparkasse die Alm wieder verkauft - an das Kloster Scheyern.

Der Handel ist ein Glücksfall für beide Seiten. Die Sparkasse ist eine Immobilie los, die ihr nicht nur viel Hohn und Spott für die "Selbstherrlichkeit" und "speziellen Geschäftspraktiken" ihres Ex-Vorstandschefs Georg Bromme eingebracht hat, sondern auch harsche Kritik des Innenministeriums und des Landtags: Kauf und Betrieb einer Alm gehörten schlichtweg nicht zu den Aufgaben einer Kreissparkasse, heißt es in einem Bericht des Innenministeriums über die Geschäftspraktiken des Geldinstituts. Der aktuelle Sparkassen-Chef Martin Mihalovits bekam denn auch sofort den Auftrag, sich schnellstmöglich von der Alm zu trennen - und zwar so, dass der Sparkasse zumindest finanziell kein Schaden entsteht. Das ist nun gelungen. "Wir haben eine gute Lösung gefunden", sagt Mihalovits, "Ich bin mir sicher, dass die Alm in guten Händen ist."

Ein guter Deal für beide Seiten

Auch im Kloster Scheyern sind sie sehr erfreut über den Handel. Die Abtei im Landkreis Pfaffenhofen ist mit ihrer Wittelsbacher-Grablege und dem "Scheyrer Kreuz" weit über die Grenzen Bayerns hinaus berühmt. Nur wenige wissen freilich, dass sie ihren Ursprung im Oberen Leitzachtal hat. Es war im Jahr 1077, als Gräfin Haziga, die spätere Frau des Grafen Otto I. von Scheyern, dort eine Mönchszelle gründete. Diese gedieh so prächtig, dass sie alsbald erst nach Dachau und wenig später nach Scheyern umzog. "Mit dem Kauf der Geitauer Alm kehren wir gleichsam an unseren Gründungsort zurück", sagt Pater Lukas Wirth. Er ist Cellerar von Kloster Scheyern und damit Chef der Wirtschaftsbetriebe der Abtei. Aber auch zur Geitauer Alm selbst haben die Scheyerner Benediktiner eine enge Bindung, zählte sie doch bis zur Säkularisation 1803 zu ihrem Besitz.

Dass sich die Scheyerner Benediktiner die Alm leisten können, ist ebenfalls eine besondere Geschichte. "Wir haben schon vor Längerem eine stattliche Schenkung erhalten", berichtet Pater Lukas, "die freilich an drei Bedingungen geknüpft war." Die Benediktiner durften das Geld nur für eine Immobilie im Oberen Leitzachtal ausgeben. "Außerdem soll diese Immobilie uns Mönchen ein Rückzugsort sein", sagt Pater Lukas. "Und zum Dritten sollen wir sie als Bildungsstätte für unsere Schüler nutzen können." Schließlich betreiben die Scheyerner Benediktiner außer einem landwirtschaftlichen Versuchsgut, ihrer weitläufigen Teichwirtschaft und der großen Forstwirtschaft eine Fach- und eine Berufsoberschule mit mehr als 900 Schülern.

Alle Schenkungsziele erfüllt die Geitauer Alm auf beste Weise. Außerdem verspricht Pater Lukas, dass Sennerin Rosi die Alm weiter bewirtschaften darf - zumindest die nächsten Jahre. Und natürlich steht sie weiter Ausflüglern und Bergsteigern offen. Sie müssen nur eineinhalb Stunden zu ihr hinaufgehen.

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