Spinnerter Uhu
Gut sechs Wochen nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler hatte die Schauspielerin Therese Giehse am 13. März 1933 eine Bühnenprobe in den Münchner Kammerspielen. Während einer Pause machte sie sich über Hitler lustig, der sie, wie es hieß, als Schauspielerin hoch verehrte, obwohl sie Jüdin war. Wie in Uwe Wittstocks neuem Buch "Februar 1933" nachzulesen ist, nannte sie Hitler öffentlich einen spinnerten Uhu und erzählte dann den Witz von dem Vater, der mit seinem kleinen Sohn beim Essen sitzt. Der Sohn fragt: "Vater, wer hat den Reichstag angesteckt?" Der Vater antwortet: "Ess, ess, mein Junge!" Sofort wurde die Giehse von einem Kollegen denunziert, ein anderer Kollege warnte sie aber. Sie floh dann aus der Stadt zu ihrer Freundin Erika Mann in die Schweiz. Erst 16 Jahre später, 1949, sollte sie wieder auf der Bühne der Kammerspiele stehen, der spinnerte Uhu konnte ihr nichts mehr anhaben. Der Uhu ist ein erhabener Vogel, aber ausgerechnet er wird gerne als Vergleichswesen für einen verrückten Menschen, einen Kauz, einen Sonderling herangezogen. Als Steigerungsformen sind spinnerter Uhu oder gar wamperter Uhu beliebt. Das Adjektiv (g)wampert kommt von der Wampe.
Oachebär
Auf der Instagram-Seite "mundartwertvoll" wurde vor Kurzem das Wort Oachebea präsentiert. Das ist bei dieser Schreibweise auf Anhieb gar nicht so leicht zu identifizieren. Mit der Endung -bär kommt man der Lösung schon näher. Ein Oachebär ist ein Eichelbär, so könnte man einen Keiler, also ein männliches Wildschwein bezeichnen. Dessen Hauptmerkmal ist der scharfe Geruch. Davon ausgehend, nennt man einen stinkenden Menschen Oachebär. "Du stinkst wia a Oachebär!", lautet eine populäre Anklage. Eine Instagram-Userin merkte an, es handle sich hier um einen Schmutzfink, "mit liebevoller Betonung". Das ist freilich zu bezweifeln. An einem Oachebär klebt gar nichts Liebesvolles. Er ist einfach ein Saubär. Liebevoll ist höchstens das Oachkatzl, wie das Eichkätzchen (Eichhörnchen) genannt wird.