Kratzers Wortschatz:Wie man erkennt, dass ein Leberkas rogel ist
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Was im Kramerladen in die Tüte kam, muss nicht genauso wieder herauskommen. Vieles ist auch da eine Frage der Konsistenz
Rogelfrei
Die junge Geschäftsfrau Anna Helmberger liebt Unverpackt-Läden. Deshalb eröffnet sie nun in der Ortschaft Wald (Landkreis Cham) den Laden "Rogelfrei", in dem regionale Produkte unverpackt angeboten werden. Rogel nennt man in jener Gegend eine Papiertüte. Früher wurden die Waren in den Kramerläden in reißfeste Spitztüten eingepackt. Appetitlich war das nicht immer. Ludwig Fichtlscherer schrieb in seinen Erinnerungen an seine Regensburger Kindheit, eine alte Frau habe einmal aus ihrer Handtasche "a vadruggde Rogl aussazogn und mid schbitze Fingern a vababbde Pfeffaminzkugel aussagwuzzld." In den Häusln und Aborten fanden diese Rogeln einst ihre letzte Verwendung. Bis lange nach dem Krieg war das Abroll-Toilettenpapier auf dem Land noch eine Rarität. Das Wort Rogel ist im Bayerischen Wald und in der Oberpfalz daheim. In der nördlichen Oberpfalz hört man auch das Synonym Guggan. In Teilen Ober- und Niederbayerns sagt man Stranitze(l) oder Starizerl.
roglert
Rogel wird auch als Adjektiv verwendet. Das belegt eine schöne Geschichte, die uns vor längerer Zeit Leserin Wiebke Müller übermittelt hat. Ein Arbeitskollege aus dem Landkreis Altötting habe sie einst gefragt, ob sie das Wort rogel kenne, schreibt Frau Müller. Er habe es ihr folgendermaßen erklärt: "Wenn man eine Scheibe warmen Leberkas unten zwischen zwei Finger nimmt und sie nach oben hält und sie nicht kippt, sondern stehen bleibt, dann ist der Leberkas richtig, dann ist er rogel." Ähnlich klingt das Adjektiv roglert. Es drückt aus, dass eine Erde nicht zu fest, sondern bröselig ist. In dem Spielfilm "Die Überführung" von Georg Lohmeier (1979) sagt der Schexbräu (Toni Berger) zum Totengräber, der gerade das Grab für den Schex-Spezl Martl (Karl Obermayr) aushebt: "Machs eahm ned z'hart, da Mardde mogs roglert!" Das Verb roglern wiederum bezeichnet das Schnurren einer Katze. "Da hat d'Katz zum roglern angfangt!", schilderte einmal die noch im feinen Stadtdialekt sprechende Ur-Münchnerin Ida Hofer dieses Phänomen.