Kratzers Wortschatz:Wenn sich Duschen wie eine Watschn anfühlt

Das Verb duschen ist ein Alltagswort, es hat das Synonym abbrausen verdrängt. Wenn man aber jemandem eine duscht, ist das für den Empfänger weit weniger angenehm als eine heiße Dusche im Bad

Duscherer

Die zuletzt an dieser Stelle veröffentlichten Überlegungen zum Begriff Fliangklatscher haben bei einigen Leserinnen und Lesern Erinnerungen geweckt, welche das kulturelle Gewicht dieses Handgeräts untermauern. Die in Niederbayern lebende Künstlerin Margit Orlogi schrieb, sie kenne nur einen Fliangduscher. In jenem Wort ist das schillernde Verb duschen enthalten, das aber in diesem Fall nichts mit dem üblichen Abbrausen zu tun hat. Frau Orlogi erklärt die Variation des Verbs duschen so: "Wenn oana am Volksfest gerauft und oam a Fotzn awaghaut hat - dann hat er ihm meistens a sauwane duscht." Er hat ihm also eine geschmiert, eine Watschn verpasst. "Sei sofort staad, sonst dusch i dir oane!", drohte früher manche Mutter ihrem aufmüpfigen Kind. Darüber hinaus versteht man unter einem Duscherer einen Platzregen, der nach einem schwülen Tag einen heiß ersehnte Abkühlung bringt. "Mei, hat's gestern duscht, a so scho!", lautet eine Kernbotschaft im Kosmos der Kundengespräche beim Bäcker und beim Metzger.

Fliangfanger

Der Fliangklatscher hat bei Richard Unterauer Reminiszenzen an den Fliangfanger wachgerufen. Er schreibt: "Wir waren 10-jährige Fahrschüler, als mein Freund am Ersten eines Monats noch mit der alten Monatskarte unterwegs war. Der Schaffner bemerkte das, eilte zum Telefon und an unserer Zielstation, Mühldorf am Inn, wartete ein Bahnpolizist mit einem grimmigen Schäferhund. Nach einem einstündigen Verhör gelang es dem Onkel, seinen Neffen wieder frei zu bekommen. Die beteiligten Bahnbeamten waren nach unserem Verständnis Fliangfanger. Nachdem ihnen ihr Alltag keinerlei Wichtigkeitsgefühl vermitteln konnte, kam ihnen der Vorfall gerade recht, um ihre Bedeutsamkeit zu demonstrieren. Leute, die sich für zu wichtig halten, heißen bei uns Fliangfanger - statt Verbrechern fangen sie Fliegen." Unterauer erkennt diese Sorte von Fliangfangern auch in den Chasseurs de casquettes, die den Romanen von Alphonse Daudet (1840-1897) Maulheldenesprit verleihen.

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