Kratzers Wortschatz:Warum Zimmerschied nicht Minga sagt

Erstaunliche Parallelen ergeben sich zwischen München und San Francisco. Und beim kräftigen Niesen war göttlicher Beistand früher aus gutem Grund angebracht

Minga

Der Kabarettist Sigi Zimmerschied hat am Sonntag in München den Karl-Valentin-Preis erhalten. Neulich sagte der gebürtige Passauer in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, er sage München und nicht Minga. "Minga ist für mich ein oberbayerischer Begriff", fuhr Zimmerschied fort. "Und wir Niederbayern sagen, wahrscheinlich aus einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber Minga heraus, immer München." In Wirklichkeit aber sagen viele Niederbayern und Oberpfälzer nach wie vor Minga. Karl Krieg, Mitherausgeber der Passauer Literaturzeitschrift Pegasus, schätzt, dass die Hälfte der Passauer Minga sagen: "Minga ist schon noch recht gebräuchlich." Draußen auf dem Land (Untergriesbach, Wegscheid, Hauzenberg) sei Minga dominierend. Er selber sage eher München, erklärte Krieg. Als Jugendlicher habe auch er eher Minga gesagt. Entscheidend sei oft, in welchem Umfeld man rede: am Stammtisch oder in der Kommissionssitzung. Der Bund Bairische Sprache sieht im Falle München/Minga Parallelen zu San Francisco, wo die Menschen außerhalb der Stadt Frisco sagten, in der Stadt selber aber San Francisco. In München selber sagt kaum jemand Minga, im oberbayerischen Umland ist das Wort umso häufiger zu hören. Eine BR-Moderatorin erzählte, sie habe im Voralpenland eine Thailänderin getroffen. Diese habe ihr erklärt: "I muas auf Minga, an Ingwa kaffa."

Helf dir Gott!

Eine Kollegin hat neulich am Newsdesk der SZ mehrmals kräftig niesen müssen. Gerne wünscht man in einem solchen Fall Gesundheit. Der im Layout tätige Kollege Speedy reagierte mit dem in seiner Heimatstadt Landshut gebräuchlichen Wunsch: "Helfdagod!" (Helf dir Gott!). Die Kollegin schaute etwas ratlos, vermutlich hatte sie das noch nie gehört. Manchmal wird der Wunsch erweitert durch die Formel: "Helfdagod, dass wahr is!" Der Zusatz "dass wahr is" kann auch die Antwort des Niesenden sein. Ein interessanter Hinweis findet sich in Zehetners Lexikon "Bairisches Deutsch": Demnach galt das Niesen als ein Anzeichen, dass sich jemand mit der Pest angesteckt hatte. Man empfahl daher die niesende Person der besonderen Hilfe Gottes.

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