Kratzers Wortschatz:Vom Geiz geplagt

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Wissenswertes über den Begriffsursprung des "Wappelns" und des "Pfenningfuchsers"

Von Hans Kratzer

Wappeln

Vergangene Woche wurde an dieser Stelle das Adjektiv gwappelt erörtert (= schlau, gerissen). Mehrere Leser haben daraufhin das verwandte Verb wappeln in Erinnerung gerufen. Alois Köglmaier schrieb, dass sich in seiner Jugendzeit die Erwachsenen oft gegenseitig fragten: "Wie viele Jahre hast du denn gwappelt?" Die Frage bezog sich auf die Rentenversicherung. "So viel ich weiß", schreibt Köglmaier, "wurden hierfür Wertmarken mit Wappen erworben, die dann in ein Heft eingeklebt wurden. Dieses Heft war Basis für die Höhe der Ansprüche." Karl Fäller bestätigt das, wobei er die Form wappern verwendet: "In der früheren bäuerlich geprägten Gesellschaft wurden nur für gewerblich Beschäftigte Pflichtbeiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung abgeführt. Für die in der Landwirtschaft Beschäftigten - Knechte, Mägde, aber auch Angehörige von Bauernfamilien - konnten Rentenmarken gekauft werden, die dann über lange Zeit in ein Heft geklebt wurden und zu Beginn des Rentenalters als Nachweis der erworbenen Rentenansprüche dienten." Diese Marken hießen "Wapperl", und wer sie regelmäßig geklebt hatte und eine - im heutigen Vergleich bescheidene - Rente erhielt, von dem sagte man: "Der/die hod gwappert."

Pfenningfuchser

In manchen Gegenden bezieht sich das Verb wappeln auch auf ein altes Kinderspiel mit Pfennigstücken. Dabei postierten sich die Wettkämpfer vor einer Hauswand. Dann versuchten sie die Pfennige der Reihe nach so dicht wie möglich an die Wand zu werfen. Wessen Pfennig den geringsten Abstand zur Wand hatte, der durfte als Sieger die Münzen der Konkurrenz einsacken. Allerdings musste er den Pfennigstapel vorher noch auf den gebeugten Ellenbogen legen, ihn hochwerfen und die Münzen per Hand auffangen. Die Pfennige, die herunterfielen, gingen an ihre ursprünglichen Besitzer zurück. Dieses Spiel hieß auch Fuchsen oder Pfenningfuchsen. In Bayern sagt man statt Pfennig oft Pfenning. Pfenningfuchser ist auch als Schimpfwort immer noch gebräuchlich, darunter versteht man einen Geizhals.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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