Kratzers Wortschatz:Vergeltsgott für die Dreiquartlhose

Ein Kabarettist sagte im Bayerischen Fernsehen "Vergoizgod". Die Moderatorin fand das Wort "so süß", dass sie fast dahinschmolz. Dabei war es lange Zeit ein ernsthafter Standardbegriff

Von Hans Kratzer

Vergeltsgott

Der Kabarettist Martin Frank hat am Donnerstag in der BR-Sendung "Vereinsheim" viel Applaus erhalten. Das aus Niederbayern stammende Nachwuchstalent bedankte sich mit einem trockenen "Vergoizgod". Die leicht überdrehte Moderatorin Constanze Lindner sagte daraufhin: "Mei süß, so reizend! Steht er da und sagt Vergoizgod!" Was Frau Lindner für "so süß" hält, ist in Wirklichkeit eine alte Dankesformel, die einst in den Formen Vergeltsgott, Vergoizgod, Vergejzgod oder kurz Gejzgod weit verbreitet war (Vergelte es Gott). Mit einem "Vergoizgod" bedankte man sich zum Beispiel für ein Präsent. Der oder die Schenkende erwiderte: "Sengsgod" oder "Gsengsgod" (Segne es Gott). Heute sind diese Formeln fast verschwunden. 1981 war das noch anders, sogar im "Tatort" kamen sie zu Ehren. "Im Fadenkreuz" hieß jener Krimi, in dem Kriminalkommissar Lenz (Helmut Fischer) ermittelte. Lenz sagte zu einer Frau, die ihm nach einem Kinnhaken das Blut abwischte: "Vergeltsgott!" Schade, dass die moderne Gesellschaft diesem schönen Wort nichts mehr abgewinnen kann.

Dreiquartlhose

Am Münchner Ostbahnhof lästerte eine in Modesachen versierte Frau leise über jene Herren, deren Hosenbeine nur die Knie, aber nicht die Wadln bedecken. Diese halblange Beinmode wird häufig abgerundet durch klobige Trekking-Sandalen. Einen schönen Mann kann nichts entstellen, heißt es, aber solche Dreiquartlhosen (Dreiviertelhosen) können das schon, da hat die Dame durchaus recht. Früher wies eine zu kurze Hose darauf hin, dass das Geld für eine lange Hose nicht ausreichte. Menschen, die solche Zeiten erlebt haben, pflegen deshalb oft eine natürliche Abscheu vor diesen seltsamen Dreiquartlhosen. Das Präfix Dreiquartl kommt im Bairischen öfter vor. Es bedeutet, abgeleitet vom Lateinischen, drei Viertel. Als Dreiquartlprivatier bezeichnete man einst jene Rentner, der sich keine Mass Bier leisten konnten, sondern nur drei Quartl (0,75 Liter).

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