Sepp Obermeier, langjähriger Vorsitzender des Bundes Bairische Sprache, schreibt in einem aktuellen Leserbrief von einer "Sternstunde", die er kürzlich während einer Diskussion von Jugendlichen erlebt habe. Es ging dabei um die Erfolge des deutschen Fußballtrainers Jürgen Klopp beim FC Liverpool. Ein 17-Jähriger brachte laut Obermeier den Leistungsvergleich des in der englischen Premier League unter Dauerstress stehenden Klopp und des zuletzt weitgehend unbeschäftigten DFB-Bundestrainers Joachim Löw prägnant auf den Punkt: "Gegen den Klopp ist der Löw nur der DFB-Auftragschiller!" Anders gesagt: Löw ist nach dieser Definition nichts anderes als ein Müßiggänger im Auftrag des Deutschen Fußballbundes. Ein Freund des 17-Jährigen lieferte dazu die bairische Übersetzung: "Also quasi da Bundes-Pelzer." Darin steckt das bairische Verb pelzen (sich auf den Pelz, auf die faule Haut legen). Bei der Wahl zum Jugendwort des Jahres sollten beide Wortschöpfungen unbedingt berücksichtigt werden, findet Sprachschützer Obermeier. Das Wort pelzen kommt auch im Obstbau vor. Obstzüchter pelzen nämlich Bäume, sie veredeln sie durch Aufpfropfen anderer Triebe.
Der Pfarrer legte sich vor dem Altar sogar noch gestreckterlängs auf den Boden. Eigentümlich wirkte auch das Herrgottschmatzen bei der Kreuzverehrung in der Karfreitagsliturgie. Dabei gingen die Gläubigen nach vorne zu dem im Altarraum abgelegten Kreuz, um dann hintereinander die Wundmale Christi zu küssen. In Coronazeiten ist diese fromme Praxis undenkbar.
Allerdings ist die Zahl derer, die solche Wörter noch verstehen, ziemlich geschrumpft. Die französischen Einsprengsel aus alter Zeit müssen heutzutage den Anglizismen weichen. Eine Kollegin erzählte, sie habe wegen eines Termins beim Arzt angerufen und, weil es auf dem Land war, habe sie sich mit dem Mädchen am Empfang im Dialekt ausgetauscht: "Kannt i bitte an Termin haben, i bin marod." Als die Kollegin in der Praxis eintraf, sagte das Mädchen am Empfang: "Aber jetz hob i am Telefon ned ganz verstanden, wos dir feit?" (was dir fehlt). Das Wörtlein marod war ihr kein Begriff. Die Kollegin sagte nur: "oiss!" (alles), denn sie fühlte sich ganzheitlich matt und kränkelnd, war aber vom Coronavirus zum Glück noch verschont.